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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Es gibt viele Modelle vom Hundegeschirr. Welches Hundegeschirr ist das beste? Wie sollte das Geschirr sitzen? Wie ziehst du das Hundegeschirr an? Warum mag dein Hund das Geschirr nicht und was kannst du dagegen tun?

Wie soll das Hundegeschirr sitzen?

Ein perfekte Hundegeschirr sollte…

  • das Schulterblatt aussparen, damit es die Bewegung nicht behindert.
  • den Achselbereich frei lassen. Etwa eine Hand breit zwischen Achselbereich und Brustgurt Platz lassen, damit es nicht unter der Achsel scheuert.
  • den Rückensteg fest vernäht haben, damit es nicht verrutscht.
  • links und rechts Schnallen zum Öffnen haben, um das komfortable Anziehen zu erleichtern.
  • Bänder haben, die breit genug sind, um nicht einzuschnüren.
  • verstellbar sein. Idealerweise ist es maßangefertigt, trotzdem kann dein Liebling mal ein bisschen mehr oder weniger auf den Rippen haben, dann sollte es möglich sein das Geschirr anzupassen.
  • gut anliegen, jedoch nicht einschnüren oder scheuern. Du solltest einen bis zwei Finger dazwischen bekommen.
  • gepolstert sein. Das erhöht den Tragekomfort deutlich.
  • bei Zug noch vor dem letzten Rippenbogen liegen.
  • nicht auf die Halsregion drücken.
  • vor allem bei kleinen Hunden möglichst leicht sein.
  • deinem Liebling angenehm sein.

Welche Hundegeschirre gibt es?

Führgeschirr (H-Geschirr)

Ein sehr beliebtes Hundegeschirr, welches gut verstellbar ist und somit, vor allem bei Welpen, eine Zeit mitwächst. Das Anziehen ist durch die beiden Verschlüsse am Bauchgurt sehr einfach. Meist liegt das Geschirr auch gut an und hat eine gute Passform.

Y-Geschirr

Ist eine Abwandlung des H-Geschirrs, da die Halsung etwas schräg nach hinten geht. Dadurch verteilt sich der Druck anders. Es sollte perfekt passen, da es eng anliegt, was zum Vorteil hat, dass ein Herausschlüpfen kaum möglich ist. Ein gut sitzendes Y-Geschirr hat einen hohen Tragekomfort.

Norwegergeschirr

Das schnelle Anlegen und der praktische Griff oben macht auch diese Variante beliebt, doch es gibt einen Haken. Die natürliche Vorwärtsbewegung des Hundes wird durch den Quergurt über Brust und Schulterblatt gehindert. Das kann auf Dauer für die Gelenke schlecht sein. Außerdem gibt es kaum Verstellmöglichkeiten, weshalb es oft unter der Achsel scheuert. Weiters können sich Hunde durch rückwärts dagegenstemmen, leicht daraus befreien.

Sattelgeschirr

Ist dem Norwegergeschirr ähnlich, nur hat es einen Sattel (Platte) auf dem Rücken. Dieser Geschirrtyp schränkt die natürliche Bewegung ebenso ein, wie das Norwegergeschirr und hat wenig Möglichkeiten zum Anpassen. Weiters können Hunde durch rückwärts dagegenstemmen, leicht daraus befreien. Die Platte am Rücken ist vielen Hunden nicht nur unangenehm, es kann sich auch Hitze und Nässe darunter stauen.

Step-In Geschirr

In dieses Hundegeschirr kann der Hund wie in eine Hose einsteigen. Es wird dann am Rücken geschlossen, somit muss man ihm nichts über den Kopf ziehen, doch auch das Reinsteigen in die Schlaufen kann schwierig sein. Die Passform ist für kaum einen Hund geeignet, da es sich nicht anpassen lässt und meist im Achselbereich einschnürt und in der Bewegung einschränkt.

Sicherheitsgeschirr als sicheres Hundegeschirr

Vom Aufbau gleich wie das Führgeschirr, doch mit einem Brustgurt in der Taille mehr. Dadurch ist ein Rausschlüpfen auch für die besten Ausbruchskünstler kaum möglich. Einfaches Anlegen durch Schnallen und gute Anpassungsmöglichkeiten. Viele Modelle haben zusätzlich einen Griff am Rücken, der Stützen und Eingreifen in Notsituationen ermöglicht. Vor allem für unsichere und ängstliche Hunde empfohlen.

Zuggeschirr und spezielle Hundegeschirre

Für Sportarten wie Canicross, Schlittenhunde oder andere Situationen, in denen der Hund schere Lasten ziehen soll. Es sollte ergonomisch gut an den Hund angepasst sein, so den Druck gut verteilen und sowohl die Atemwege als auch den Bewegungsapparat nicht einschränken.

Weitere Spezialgeschirre sind z.B. das Mantrailinggeschirr, Therapiehundegeschirr, Klettergeschirr, Trekkinggeschirr oder Hetzgeschirr.

Hundegeschirr Konfigurator

Wie gewöhne ich meinen Hund an das Hundegeschirr?

Manche Hunde sind Neuem gegenüber erst einmal skeptisch, doch mit ein paar Schritten lernt dein Hund das Brustgeschirr zu schätzen. Außerdem hat es einige Vorteile gegenüber einem Halsband.

1, Leg das Hundegeschirr auf den Boden und verteile Leckerlis drum herum. So kommt dein Liebling damit in Berührung und verknüpft es positiv. Fürchtet er sich davor, clicke jeden Blick und Annäherung in Richtung des Geschirrs.

2, Mach die Schnallen zu und belohne deinen Hund. Hast du einen sehr ängstlichen Vierbeiner, leg eine Decke darüber, um das Klick- Geräusch zu dämpfen oder bitte jemanden im Nebenraum die Schnallen zu schließen.

3, Geh in die Hocke und halte das Hundegeschirr am Rückensteg nach oben, sodass das Kopfloch frei hinunterhängt. ACHTUNG: Bitte versuche nicht deinen Hund damit einzufangen und versuche dich nicht über ihn zu beugen, das empfinden so gut wie alle Hunde als sehr bedrohlich.

4, Dein Schatz soll nun selbstständig seinen Kopf durch die Schlaufe stecken. Clicke dazu jede Bewegung, die er mit dem Kopf zum Geschirr macht. Er darf den Kopf jederzeit zurückziehen, wenn er möchte. Gib ihm die Zeit, die er braucht. Du wirst sehen Geduld lohnt sich, denn hat dein Hund einmal verstanden, dass das Anlegen nicht unangenehm ist, hast du in Zukunft leichtes Spiel. Macht er allerdings eine negative Erfahrung wird er länger brauchen, um die Skepsis wieder zu verlieren.
Tipp: Stelle dich seitlich zu deinem Hund (von vorne drüber lehnen ist für sensible Tiere unheimlich) und achte darauf kein Fell oder Haut einzuzwicken. Versuche ihn nicht mit einem Leckerli durch zu locken, da er so in der Bredouille steckt. Er möchte zum Leckerbissen, ist aber eigentlich überfordert und verbindet die Situation erst recht unangenehm.

5, Nun kannst du das Geschirr wie in Schritt 4 anlegen und schließen. Lass deinen Hund vorne Leckerlis fressen (Schnüffelteppich eignet sich hier z.B.). Lenke ihn mit einem lustigen Spiel ab oder gib ihm sein Futter, danach nimmst du das Geschirr wieder ab.
Dein Liebling lernt, dass er immer etwas Tolles bekommt, wenn das Hundegeschirr ins Spiel kommt.

6, Zu guter Letzt starte mit spannenden Spaziergängen! Brauchst du mehr Hilfe, wende dich bitte an eine/n geprüfte/n TrainerIn.

Wie lange du für jeden Schritt brauchst und wann du zum Nächsten gehen kannst, hängt ganz von deinem Hund ab. Manche brauchen ein paar Tage, andere nur wenige Minuten bis Stunden. Je nachdem welche Erfahrungen er bisher gemacht hat und wie er charakterlich ist.
Ist dein Liebling kein Fan vom Brustgeschirr liegt es meistens daran, dass es nicht gut sitzt oder er schlechte Erfahrungen damit gemacht hat (drüber beugen, einfangen, Fell/Haut eingezwickt). Habe Geduld, es lohnt sich.

Warum mag mein Hund das Hundegeschirr nicht?

  • Er wurde nie richtig daran gewöhnt.
  • Er wurde mit dem Geschirr “eingefangen”, also quasi einfach über ihn gezogen, ohne Rücksicht darauf, ob er es vielleicht unheimlich findet.
  • Es sitzt schlecht und ist darum unangenehm (verursacht Druckstellen oder schränkt die Bewegung ein). Ein maßangefertigtes Brustgeschirr sitzt perfekt.
  • Haare oder gar Haut wurde beim Zumachen einmal unabsichtlich eingeklemmt.
  • Er schreckt sich vorm “Click-Geräusch”.
  • Du bist über ihn gebeugt, was ihm unheimlich ist.
  • Er hat Schmerzen.

Wähle ein passendes Brustgeschirr aus und übe das Anlegen, wie oben beschrieben, in Ruhe. Sollte es nicht klappen ziehe eine/n Trainerin oder eine/n Tierarzt/ärztin zu Rate.

Fazit

Finde ein Hundegeschirr, welches sich der Körperform deiner Fellnase gut anpasst. Achte darauf, dass es nirgends drückt oder behindert und gewöhne deinen Hund langsam daran. Du wirst sehen wie schnell du ihn, mit etwas Übung, angezogen hast und beim Spazieren seine Gesundheit schonst.