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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Der Maulkorb ist oft ein unliebsames Thema, doch bei der richtigen Gewöhnung ist alles nur halb so schlimm. In welchen Situationen muss jedem Hund, unabhängig von der Rasse, ein Beißkorb angelegt werden? Gibt es eventuelle Ausnahmen? Und was macht einen guten Maulkorb aus?

Wann ist ein Maulkorb anzulegen?

Vor allem für sogenannte „Listenhunde” gibt es strenge Regeln, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausfallen. (Der folgende Link gibt dir Aufschluss über die bundeslandabhängigen Regeln in Österreich und klärt dich auch auf, welche Rassen nun zu den Listenhunden zählen. https://www.oesterreich.gv.at/themen/freizeit_und_strassenverkehr/haustiere/1/2.html).

Das bedeutet, dass sich jene Rassen lediglich in komplett umzäunten Hundezonen frei bewegen dürfen. Frei bedeutet in diesem Sinne, ohne Leine und ohne Beißkorb. In nicht komplett umzäunten Hundezonen dürfen sie sich zwar ohne Leine frei bewegen, ein Maulkorb ist aber anzulegen.

Unauffällige Hunde und Hunde die nicht den Stempel “Listenhund” aufgesetzt bekommen haben, sind von der allgemeinen Maulkorbpflicht befreit. Für sie gelten die allgemeinen Regeln zur Leinen- oder Beißkorbpflicht. An öffentlichen Orten ist ein Beißkorb verpflichtend, wenn die Hausordnung des jeweiligen Unternehmens diese Regel vorschreibt. In folgenden Situationen ist meist ein Maulkorb anzulegen, außer die jeweiligen Hausregeln sagen etwas anderes:

  • In öffentlichen Verkehrsmitteln (und zwar nicht erst innerhalb der Verkehrsmittel, sondern schon beim Betreten des jeweiligen Grundstücks).
  • Im Gasthaus oder Restaurant (wird individuell gehandhabt).
  • In Geschäften (auch hier gilt das individuelle Hausrecht).
  • Öffentliche Veranstaltungen, Stadtfeste ect. (auch abhängig vom Veranstalter).
  • Öffentliche Ämter.

An Orten, an denen viele Menschen sind, ist ein Maulkorb immer ratsam, denn man weiß nie wie der Hund bei Bedrängung reagiert. Besser wäre, es deinen Liebling gar nicht in solche Situationen zu führen. Achte darauf, dass sich dein Liebling wohlfühlt.

In öffentlichen Parkanlagen, Wäldern und im Alltag gilt ansonsten nur die allgemeine Leinen- oder Beißkorbpflicht. Das bedeutet, der Hund muss entweder an der Leine geführt werden oder einen Beißkorb tragen (für “Listenhunde” gilt Leinen- und Beißkorbpflicht). Es ist jedoch auf jeden Fall anzuraten, seinen Hund immer anzuleinen, da auch der folgsamste Hund zum Beispiel erschrecken und auf die befahrene Straße laufen kann.

Welche Hunde brauchen keinen Maulkorb?

Bei Nichteinhaltung der Beißkorbpflicht können hohe Geldstrafen auferlegt werden. Jedoch, wie schon die Überschrift vermuten lässt, bestätigen Ausnahmen die Regel: Von der Maulkorbpflicht sind sogenannte Assistenz- und Therapiehunde sowie Jagd- und Diensthunde im Einsatz ausgeschlossen. Für Listenhunde gibt es die Möglichkeit sich von der Beißkorbpflicht zu befreien, wenn dieser älter als 3 Jahre ist, bislang unauffällig war, eine intensive Ausbildung genossen hat und vor 2019 zur Hundeabgabe gemeldet war. Wenn eine positive Prüfung vorgelegt werden kann, können sich HalterInnen einen Vermerk in ihrem Hundeführerschein eintragen lassen.

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Welcher Maulkorb ist der richtige?

Im Handel gibt es unzählige Anbieter von Beißkörben, die in Ausstattung, Passform, Farbe, Material und Größe variieren. Doch was macht einen artgerechten Maulkorb aus? Welchen Kriterien sollte ein perfekter Beißkorb entsprechen?

+ Das Maul muss sich so weit öffnen lassen, dass auch starkes Hecheln und trinken leicht möglich ist.
+ Gewicht des Beißkorbs sollte am Nasenrücken aufliegen, an den Backen sollte er nicht oder nur leicht aufliegen. An diesen Stellen (bzw. an allen Berührungspunkten) sollte bei längerem Tragen eine Polsterung vorhanden sein.
+ Kehlkopf und Luftröhre dürfen nicht eingeengt werden.
+ Abstand zwischen Nasenspitze und Maulkorb sollte mindestens 1 cm betragen.
+ Ein Stirnriemen ist zu empfehlen, da er das Abrutschen verhindert.
+ Sichere Befestigung im oberen Halsbereich. Bügelverschlüsse sind etwas sicherer, jedoch schwerer zu verschließen, als Klickverschlüsse.

– Maulschlaufen/schlingen ersetzen keine Beißkörbe, sie sind stark einengend, gefährlich und nicht artgerecht (gesetzlich werden sie nicht als Maulkorb akzeptiert).
– Haltis können ebenso keine Maulkörbe ersetzt und schnell zur Gefahr werden.
– Scharfe Kanten, Nieten etc…
– Geringe Luftdurchlässigkeit.
– Am Nasenspiegel oder am Fang darf der Maulkorb nie aufliegen.

Aus welchem Material soll der Beißkorb sein?

Kunststoff

  • Gute Passform; leicht; einfach zu reinigen; Achtung bei Weichmachern

Leder

  • Gute Passform; Eigengeruch; wird feucht; kann sich verformen; schwer zu reinigen; eher schwer; sollten pflanzlich gegerbt sein

Stoff

  • Leicht; kann gewaschen werden; trotzdem oft unhygienisch; zieht Feuchtigkeit an

Metall

  • Stabil; geruchsneutral; oft schlechte Passform; schwer; Verletzungsgefahr für andere

Maulschlaufe oder Schlinge

  • ACHTUNG! Gesetzlich nicht als Beißkorb anerkannt; Hund kann nicht hecheln; Erstickungsgefahr; nicht sicher; eng anliegend

Wirklich durchbisssicher sind nur doppelt vergitterte Metall Maulkörbe. Hast du also einen Hund bei dem das ein Thema ist, solltest du auf die doppelte Sicherung achten.

Wie gewöhne ich meinen Hund an den Maulkorb?

Gerade sehr junge Hunde müssen erst an das Tragen eines Beißkorbs gewöhnt werden. Wie man das macht, ohne Stress beim Hund auszulösen, kannst du hier nachlesen. Auf jeden Fall solltest du deinem besten Freund nie den Beißkorb aufzwingen. Eine schrittweise Gewöhnung ist das A und O.


Lege im ersten Schritt attraktive Leckerlis rund um den Maulkorb und lasse deinen Liebling den neuen Gegenstand erkunden. So verbindet dein Hund das „Ding“ mit etwas Positiven. Als Nächstes gib Leckerlis oder z.B. Leberpastete unten in den Maulkorb. Lasse deinen Hund nun alles herausfressen. Wenn das Näschen ganz drinnen steckt, kannst du auch Leckerlis durch das Gitter geben, damit er seine Nase länger drinnen behält. Lasse anschließend den Maulkorb los, sodass er auf der Schnauze balanciert, so lernt dein Hund das Gewicht auf seiner Nase zu akzeptieren. Erst wenn dein Hund sich an den Beißkorb um seine Schnauze gewöhnt hat und freiwillig dort verweilt, kann der Riemen geschlossen werden. Vorher solltest du das Schließgeräusch üben (Steckschnalle schließen und belohnen).

Setze den Maulkorb Anfangs nur kurz auf, damit dein Schatz nicht auf die Idee kommt, ihn mit der Pfote entfernen zu wollen. Die Länge des Tragens sollte dann schrittweise erhöht werden.
Planen einige Tage für die Trainingsschritte ein.
Wenn dein Liebling sich gegen das Tragen wehrt, kann es sein, dass du zu schnell vorgegangen bist. Gehe dann wieder einen Trainingsschritt zurück oder kontaktiere einen Trainer.

Hund mit einem Beißkorb spielt im Wasser

Fazit

Augen auf beim Maulkorbkauf! Nicht jeder im Handel erhältliche Beißkorb entspricht den artgerechten Kriterien. Natürlich sollte das Tragen vorab trainiert werden. Lege ihn deinem Liebling immer wieder mal an, nicht nur in stressigen Situationen, wie Tierarzt oder U-Bahn Fahrten, damit er etwas Positives und nicht nur negatives damit verknüpft.