Kann dein treuer Vierbeiner etwa nur schwer bis gar nicht alleine bleiben, verhält er sich dir oder Artgenossen gegenüber aggressiv, zerstört er dein gesamtes Mobiliar? Sprich, Rambo ist wieder einmal voll in Fahrt? Dann könnte es womöglich sein, dass du einen sogenannten „Problemhund“ zu Hause hast.
Was versteht man unter einem „Problemhund“?
Der Begriff „Problemhund“ ist etwas unglücklich gewählt. Zum einen suggeriert der Begriff eine gewisse Charaktereigenschaft des Hundes, einen vom Menschen unabhängigen Zustand, der schwierig, bis gar nicht umkehrbar ist. In diesem Punkt wäre es wohl besser, nach dem Problem zu fragen und nicht den Hund im Allgemeinen als Problem zu betiteln.
Auf der anderen Seite liegt ein Problem ja immer im Auge des Betrachters. Ein Beispiel: Der Hund springt bei der Begrüßung seine/n HalterIn an, manche stört das überhaupt nicht und finden dieses Verhalten sogar niedlich und willkommen. Manch andere finden dieses Verhalten wieder unmöglich und problematisch.
Wenn man von einem sogenannten Problemhund spricht, meint man also meist ein spezifisches Verhalten, welches problematisch ist, wobei wie schon erwähnt „problematisch“ immer subjektiv interpretiert werden sollte. Es ist also ein Hund mit einem „Problemverhalten“.
Zum Problemhund geboren?
Ganz klar, lautet die Antwort hierauf Nein. Kein Hund wird als Problemhund geboren. Das würde ja bedeuten, dass das Verhalten rein biologische, also sprich genetische Ursachen, haben müsste. Allerdings gibt es Hunde die weniger gute Voraussetzungen für den Start ins Leben haben als andere. Ungünstige Lebensumstände sowie Unerfahrenheit bzw. Desinteresse seitens der HalterInnen begünstigen gewisse unerwünschte Verhaltensmuster und lassen den Hund quasi „zum Problemhund mutieren“.
Hunde wollen uns nämlich immer „gefallen“ und ihr Verhalten was sie an den Tag legen ist aus ihrer Sicht für den jeweiligen Auslöser (Trigger) passend. Des Öfteren verstärken wir unbewusst das Verhalten des Hundes oder wir lösen es sogar aus.
Das Problem liegt meist am anderen Ende der Leine
Nehmen wir wieder die oben dargestellte Situation her: Hund springt seine/n HalterIn bei der Begrüßung an. Warum macht er das? Um die Ursache, wie auch bei jedem anderen problematischem Verhalten (Leinenaggression, Ressourcenverteidigung, Unsauberkeit, uvm.) ausfindig zu machen, muss man sich erst überlegen aus welcher Emotion heraus der Hund das macht. Aus Freude? Was macht sein Herrli oder Frauli dann, etwa streicheln?
Wenn der Hund in diesem Moment gestreichelt wird, bekommt er dadurch Aufmerksamkeit, quasi eine Belohnung für sein Verhalten. Ergo verstärkt sich das (unerwünschte) Verhalten (positive Konditionierung). Unter dem Link Wie Hunde lernen, kannst du dich diesbezüglich weiter einlesen.

Was kann ich mit einem Problemhund tun?
Konsequenz in deinem eigenen Verhalten: Es empfiehlt sich, die Historie des Verhaltens deines Hundes näher unter die Lupe zu nehmen. Hast du es lieb gefunden als dein Hund dich als Welpe bei der Begrüßung angesprungen ist und heute stört es dich? Dann darfst du dich nicht wundern, wenn dein treuer Vierbeiner dieses Verhalten auch als Erwachsener zeigt. Das A und O ist die Regelmäßigkeit in deinem eignen Verhalten. Wenn du kaum konsequent bist, ist es noch schwieriger das Problem wegzubekommen, da das jeweilige Verhalten des Hundes immer wieder einmal zum Erfolg führt bzw. selbstbelohnend (z.B. Bellen) ist. Klare Regeln sind dabei sehr hilfreich.
Stress vermeiden: Stress begünstigt problematisches Verhalten, da unsere Hunde unter Einfluss der Stresshormone schwer klar denken können. Deshalb lerne deinen eigenen Hund gut kennen und achte auf die individuellen Stressmerkmale deines Hundes (Calming Signals, Übersprungshandlungen). Ein Stressindikator wäre beispielsweise, wenn dein Hund der sonst gerne Leckerlis frisst keine annehmen kann/will oder er Signale nicht ausführt die er eigentlich sehr gut beherrscht.
Klartext: Leider sprechen unsere Hunde eine andere Sprache als wir. Deshalb ist es wichtig eine klare Kommunikation in Wort/Laut und Körpersprache aufzubauen. Du solltest so gut es geht für deinen Hund vorhersehbar reagieren und ihm klar mitteilen was du möchtest.
Ein ausgelasteter Hund ist ein ausgeglichener: Hunde haben verschiedene Bedürfnisse, die regelmäßig befriedigt werden wollen. Achte darauf wieviel körperliche sowie geistige Auslastung dein Liebling benötigt und welche Bedürfnisse womöglich nicht gestillt sind.
Das Training
Im Bezug aufs Training werden „Problemhunde“, je nach Problem, grundsätzlich von einer einzelnen Person trainiert bzw. wird ein/e zweite/r TrainerIn hinzugezogen. Langsam und stetig wird mittels positiver Verstärkung an dem Problemverhalten gearbeitet.
Mittels sogenannter Managementmaßnahmen (Leine hinauf bei Begrüßung, nichts herumliegen lassen bei Ressourcenproblemen, Maulkorbtraining, Boxentraining, uvm.) wird so der Alltag mit deinem treuen Freund trainiert und gemeistert.
Wenn du das Gefühl hast, dass sich ein problematisches Verhalten entwickelt, welches du nicht mehr in den Griff bekommst, dann warte nicht zu lange ab und hole dir einen kompetenten Rat. Eine/n qualifizierte/n HundetrainerIn findest du hier.
Es ist immer leichter ein “Problemverhalten” im Keim zu ersticken, als wenn es eine Monate- oder meist sogar jahrelange Historie hat. Noch schwieriger ist es, wenn das Verhalten immer wieder zum Erfolg führt oder selbstbelohnend ist.

Fazit
Der Begriff Problemhund bezieht sich immer auf ein bestimmtes unerwünschtes Verhalten des Hundes. Keinesfalls wird er so geboren, vielmehr liegen die Ursachen im sozialen Umfeld des Hundes und sind teilweise von uns Menschen, teilweise auch unwillentlich, anerzogen. Aber kein Grund zur Panik, mit gezieltem Training und etwas Geduld kann der Hund lernen was von ihm gewünscht ist.