TOBALIE

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Dr. Veronika Pfefferkorn-Dellali verfasst.

Am Begriff „Impulskontrolle“ kommt man kaum vorbei, wenn man sich mit dem Thema Hund bzw. Hundetraining beschäftigt. Doch was versteht man darunter und warum ist es für unsere geliebten Fellnasen so wichtig?

Was versteht man unter Impulskontrolle?

Unter Impulskontrolle versteht man die abgeschwächte Reaktion bzw. das Zurückhalten eines Verhaltens auf einen auftretenden Reiz. Direkt verbunden damit ist die Fähigkeit, geduldig zu sein und nicht so leicht zu frustrieren. Andere Begriffe für Impulskontrolle wären z.B. Selbstbeherrschung oder auch Selbstkontrolle. Das Gegenteil davon ist Impulsivität.

Hat der Hund eine Impulskontrollstörung bedeutet das, dass er nicht gelernt hat seine Impulse zu regulieren. Ein Reiz kann dann zu extrem unangenehmen inneren Spannungen führen. Diese werden durch unkontrolliertes und impulsives Verhalten, teilweise auch zwanghaftes Verhalten zu regulieren versucht.

Warum braucht ein Hund Impulskontrolle?

Impulskontrolle spielt sowohl im Hundetraining als auch im täglichen sozialen Miteinander eine Rolle. Heutzutage leben die meisten Hunde als echte Familienmitglieder. Sie müssen in der modernen Menschenwelt zurechtkommen und vielfältige Anforderungen erfüllen, sozialverträglich und umweltsicher sein. Wir Menschen haben hohe Erwartungen an den Hund. Oftmals soll er Partner, Kind, Spielgefährte, Sportkamerad, Trainingspartner, Psychologe, Arzthelfer, Freund, Kuscheltier, Aufpasser, Zuhörer, Helfer, Entertainer und vieles mehr sein. All diese Aufgaben soll er zudem geduldig, liebevoll, fröhlich, souverän und verlässlich meistern. Doch damit ist ein Hund schnell überfordert. Wir müssen seine Bedürfnisse erfüllen und artgerecht mit ihm umgehen.

Wir Menschen vergessen manchmal Hunde als Hunde zu sehen. Denn Hunde sind domestizierte Raubtiere, d.h. Beutegreifer, die ihrer Natur gemäß agieren (wollen). Gleichzeitig muss und kann ein Hund selbstverständlich lernen, seine Emotionen und sein Verhalten zu kontrollieren, um eben die an sie gestellten Anforderungen besser zu erfüllen. Dabei braucht der Hund jedoch unsere Anleitung und Unterstützung. Das bedeutet man muss Impulskontrolle gegebenenfalls situationsbezogen mit ihm üben/trainieren.

Was ist impulsives Verhalten?

Viele Hunde zeigen impulsives Verhalten, gerade dann, wenn sie nicht gelernt haben sich anders zu verhalten. 

  • Der Hund ist schnell in einer hohen Erregungslage: Zittert vor Aufregung, kommt allein nur
  • schwer bis gar nicht zur Ruhe, reagiert auf jeden kleinsten Reiz oder kann sich schlecht konzentrieren.
  • Damit verbunden ist oft eine geringe Frustrationstoleranz.
  • An der Leine ziehen.
  • Auf fremde Menschen oder Artgenossen zurasen.
  • BesucherInnen bzw. HalterInnen werden angesprungen.
  • Wildes Spielen und Rangeln.
  • Verfügen über eine schlechte Beißhemmung.
  • Und vieles mehr.

Stress begünstigt diese Verhaltensweisen. Achte also darauf, dass dein Liebling genügend Ruhe bekommt und fange mit keiner Ablenkung zum Trainieren an. Habe Geduld, denn für den Hund ist es sehr schwer zu lernen sich zurückzunehmen.

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Mögliche Ursachen für impulsives Verhalten

Die Ursachen für impulsives Verhalten sind vielfältig, oft beeinflussen sie sich gegenseitig und sind deshalb nicht wirklich voneinander zu trennen. Impulsivität und das darauf entstehende Problemverhalten können grundsätzlich durch folgende Punkte bedingt oder verstärkt werden:

  • Kann in der individuellen Persönlichkeit eines Hundes liegen.
  • Es kann genetisch oder auch pränatal bedingt sein.
  • Erfahrungen spielen eine Rolle, die ein Hund in seinem Leben gemacht hat.
  • Können körperliche/gesundheitliche Ursachen haben.
  • Kann an mangelnder oder fehlerhafter Erziehung liegen.
  • Kann durch nicht artgerechte Haltung entstehen (Bedürfnisse nicht erfüllt).
  • Sowie durch einen grundsätzlich falschen Umgang mit dem jeweiligen Hund.

Was kann ich tun?

Ob das impulsive Verhalten eines Hundes als störend oder belastend empfunden wird, hängt in erster Linie vom Menschen ab, der mit diesem Verhalten konfrontiert ist. An der Impulskontrolle sollte aber auch zum Wohle des Hundes gearbeitet werden, denn sie verhilft dem Hund zu einem ausgeglicheneren Leben.

Zum Trainieren der Impulskontrolle gibt es unzählige Übungen, deren Schwierigkeitsgrad man je nach Bedarf und Trainingsstand unterschiedlich gestalten und beliebig erhöhen kann. Wichtig: Impulskontrolle kann ein Hund nur situationsspezifisch erlernen! Sprich es ist wichtig an der Generalisierung zu arbeiten (Nur weil dein Hund zu Hause Ruhe bewahren kann, kann er das nicht automatisch auch auf der Hundewiese, das muss schrittweise geübt werden).

Ein Übungsbeispiel

Mit Hilfe des Clickertrainings soll dein Hund lernen ruhig zu bleiben, wenn sich Dinge bewegen. Für diese Übung zur Selbstbeherrschung wird ein Spielzeug des Hundes eingebunden.

Im ersten Schritt gibt man dem Hund das Signal „Sitz“ und man zeigt ihm z.B. einen Ball. In diesem Moment bestätigt man mit Hilfe des Clickers (oder Markerwort) das ruhige Sitzenbleiben und er bekommt eine Belohnung.

Der zweite Schritt ist den Ball vor ihm abzulegen, wieder clicken und belohnen. 

Im nächsten Schritt wird der Ball hin und her gerollt. Es folgt wieder ein Click und eine Belohnung. Danach kann man beginnen den Ball leicht zu schupfen, etwas stärker schupfen bis er schlussendlich geworfen wird und dein Liebling entspannt bleiben kann.

Tipp: Achte auf die Distanz! Fällt es deinem Schatz schwer ruhig zu bleiben, halte ihm den Gegenstand der Begierde nicht direkt vor die Nase, sondern zeige ihm diesen mit so viel Abstand, dass er es schafft entspannt sitzen zu bleiben.

Für weitere Übungen und Hilfe bei der Ausführung kannst du dich gerne an einen/eine HundetrainerIn wenden.

Wie viel Impulskontrolle kann der Hund zeigen?

Bitte nicht übertreiben! Der Hund hat nur ein gewisses Maß an Impulskontrolle. Du kannst es dir wie einen Topf vorstellen, der mit dieser Geduld gefüllt ist. Im Laufe des Tages wird die Impulskontrolle im Topf immer weniger, bei allem wo dein Hund sie benötigt. Zum Beispiel: Warten aufs Gassigehen, den Hundekumpel nicht begrüßen dürfen, dem Jogger nicht hinterherlaufen, warten auf die Futterfreigabe, usw. Auch Stress, Schmerzen, Angst, Hormone etc., wirken sich auf den Geduldstopf aus. Ist der Topf leer, braucht es Ruhe, um ihn wieder aufzufüllen. Hat dein Liebling also gerade einige Minuten einem Reh zugeschaut ohne hinzulaufen, wird es für ihn schwierig gleich danach geduldig zu warten bis du sein Spielzeug versteckt hast.

Achte also darauf nicht zu viel von deinem Hund zu erwarten. Schau wo du Impulskontrolle einsparen kannst und wie du den Topf wieder aufladen kannst.

Hund wartet auf leckerli freigabe

Fazit

Impulsives Verhalten kann nicht nur für den/die HalterIn zum Problem werden. Auch unsere geliebten Vierbeiner sind auf jeden Fall ausgeglichener, entspannter und auch zum Teil folgsamer, wenn sie gelernt haben ihre Impulse zu kontrollieren.