In der Kindererziehung ist schon lange bekannt, dass man unter Stress und durch Zwang schlecht lernt und sich nichts gut merken kann. Dieses Wissen gilt auch in der Hundeerziehung. Doch leider halten sich manche Erziehungsmethoden immer noch hartnäckig. Was ist bei der Hundeerziehung wichtig? Warum eine Erziehung über Gewalt und Strafe nicht sinnvoll und sogar schädlich ist erfährst du hier: Aversive Trainingsmethoden.
Wer ist hier der Boss? – Du musst das Alphatier sein
Gerücht: Laut dieser Theorie musst du die Alpharolle im Rudel übernehmen, ansonsten wird der Hund dominant. Eine völlig veraltete Theorie, welche auf die Beobachtung von in Gefangenschaft lebenden Wölfen zurückgeht. Daraus resultieren alle möglichen Erziehungsmethoden, die wir uns im Folgenden genauer ansehen.
Fakt: Der Hund ist ein Familienmitglied und braucht, so wie alle in sozialen Verbänden lebende Lebewesen, klare Richtlinien und Grenzen. Diese akzeptiert dein Liebling am ehesten, wenn er sie versteht und dir vertrauen kann, sprich wenn du auf seine Bedürfnisse und seine Kommunikation eingehst.
Ohne Stachelhalsband kann man einen Hund nicht erziehen?
Gerücht: Leider werden immer noch Hilfsmittel wie Stachel, -Ketten,- oder Stromhalsbänder eingesetzt, um den Hund gefügig zu machen. Durch Leinenruck soll er lernen bei Fuß zu gehen, durch Sprüh- oder Stromstöße lernen was er nicht tun soll. Dabei lernt er jedoch nicht was er eigentlich tun soll und fällt in eine erlerne Hilflosigkeit. Er steht unter Dauerstress und hat kein Vertrauen in dich. Früher oder später wird er gar nicht mehr reagieren oder sich „plötzlich“ wehren.
Diese Halsbänder sind in vielen Ländern einschließlich Österreich, Deutschland und der Schweiz verboten und gegen das Tierschutzgesetz! Mit dem In-Verkehr-Bringen, dem Erwerb oder dem Besitz eines Stachelhalsbandes o.Ä. machst du dich strafbar.
Fakt: Mit einem gutsitzenden Brustgeschirr kann dein Hund ohne Einfluss von Schmerzen lernen, dass es sich lohnt neben dir zu gehen. Sollte er mal in die Leine laufen, wird sein Gewicht am Körper verteilt und bündelt sich nicht an der empfindlichen Halsstelle.

Alphawurf, Nackenschütteln und Schnauzengriff – so wie es die Mutterhündin macht?
Gerücht: Beim Alphawurf wird der Hund auf den Rücken gedreht und so lange fixiert bis er sich nicht mehr bewegt. Beim Nackenschütteln wird das Nackenfell genommen und der Hund gebeutelt, dies ist eine besonders traumatische Erfahrung für den Hund, da dieses Verhalten von Artgenossen nur im Falle einer Tötung gezeigt wird, der Hund hat also Todesangst. Beim Schnauzengriff wird dem Hund quasi das Maul zugehalten, doch auch das würde eine Hündin nie tun, diese hält lediglich ihr geöffnetes Maul für eine Sekunde über den Fang des Welpen.
Als Menschen können wir das hündische Verhalten kaum nachahmen wir sind nun mal keine Hunde. Hunde jedoch sind tolle Beobachter und lernen schnell unsere Körpersprache zu deuten.
Fakt: Möchtest du, dass dein Liebling etwas unterlasst, bringst du ihm am besten ein Abbruchsignal bei. Auch ein gut aufgebauter Rückruf hilft dir in gewissen Situationen deinen Hund in seinem Verhalten zu unterbrechen. Im Idealfall zeigst du deinem Hund was du von ihm möchtest, bevor er ein unerwünschtes Verhalten zeigt. So lernt er was er tun soll.
Hundenase in den Urin tauchen – so wird er Stubenrein?
Gerücht: Immer, wenn der Hund sich an Stellen erleichtert, die unerwünscht sind, wird die Hundenase in den Urin getunkt und mit ihm nach draußen gegangen. Doch dein Hund versteht nicht, was er falsch gemacht hat und lernt lediglich sich vor dir zu fürchten und sein Geschäft heimlich zu verrichten.
Fakt: Beobachte deinen Hund! Als Faustregel müssen Welpen nach dem Spielen, Fressen und Schlafen hinaus. Lobe deinen Liebling, wenn er draußen hingemacht hat. Sollte ein Hoppala passieren versuche es heimlich zu beseitigen und mache kein großes Aufsehen darum, damit dein Hund nicht lernt Aufmerksamkeit für dieses Verhalten zu bekommen. Mehr Tipps bekommst du hier.
Moderne Hundeerziehung
In der modernen Hundeerziehung wird hauptsächlich über die positive Verstärkung trainiert. Der Hund soll verstehen was wir von ihm wollen und in seinen Stärken gefördert werden. Fest steht, dass Gewalt und Unterdrückung in der Hundeerziehung endgültig der Vergangenheit angehören muss. Nur so ist ein harmonisches Zusammenleben möglich.
Setze dich also mit der Körpersprache deines Hundes auseinander, achte auf seine Bedürfnisse und suche dir bei Bedarf eine/n geprüfte/n HundetrainerIn.

Fazit
Leider halten sich einige Methoden hartnäckig, welche meist mit Gewalt, Schmerz, Angst und Strafe einhergehen. In der modernen Hundeerziehung weiß man was man dadurch seinem Hund antut und dass das Zusammenleben so schnell zur Gefahr wird. Als Familienmitglied und fühlendes Lebewesen hat der Hund ein Recht auf ein gewaltfreies und artgerechtes Leben. Wie sollten uns also bemühen ihn zu verstehen und ihm Dinge beizubringen, die wir möchten, anstatt zu strafen was uns nicht gefällt.