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Daniela Linsbauer Hundetraining

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Daniela Linsbauer Hundetraining verfasst.

Hast du schon mal gehört, dass wir den Hund vermenschlichen? Haustiere leben in engem Kontakt mit uns Menschen. Doch haben Hunde ein schlechtes Gewissen oder empfinden sie Dankbarkeit? HundehalterInnen sind darum bemüht ihren Lieblingen ein möglichst schönes Leben zu bieten, doch manchmal ist weniger mehr. Wie die Vermenschlichung des Hundes ein harmonisches Zusammenleben oft unmöglich macht, erfährst du hier.

Wie kommt es zur Vermenschlichung?

Viele HundehalterInnen sehen den Hund als Sozialpartner und Familienmitglied. Problematisch wird es dann, wenn dem Hund menschliche Eigenschaften und Emotionen zugeschrieben werden (= anthropomorphe Betrachtung), die er gar nicht empfinden kann. Doch genau das wurde uns durch Serien, wie Lassie und Komissar Rex, in denen Hunde Menschenrollen verkörperten, gelernt.
Doch das Hineininterpretieren von menschlichen Gefühlen in das Verhalten des Hundes kann bei der Erziehung und dem Zusammenleben zum Problem werden.

Welche Emotionen haben Hunde?

Selbstverständlich haben Hunde Emotionen wie Angst, Freude oder Wut, allerdings empfinden sie keine moralischen Sekundäremotionen wie Stolz, Dankbarkeit oder ein schlechtes Gewissen. Andere Sekundäremotionen wie Eifersucht können beim Hund vorkommen, hierbei handelt es sich allerdings um eine soziale (und nicht moralische) Sekundäremotion.

Emotionen, die wir fälschlicherweise als moralische Sekundäremotionen werten, sind nur die Reaktion auf unser Verhalten.

Interpretation von Verhalten

Ein klassisches Beispiel beim Hund vermenschlichen ist das „schlechte Gewisse“. Der Hund hat etwas angestellt (z.B.: den Mülleimer umgeworfen). Du wirst wütend, schimpfst und beugst dich eventuell sogar noch über den „Übeltäter“. Für den Vierbeiner ist dies eine Drohgebärde, auf die er mit einer Beschwichtigungsgeste (Kopf senken, Blick abwenden, Ohren nach unten) reagiert.

Das Beschwichtigen ist ein normales, natürliches Verhalten und wird etwa gezeigt, wenn das Gegenüber wütend ist, um die Situation zu deeskalieren. Leider wird es oft fälschlicherweise als schlechtes Gewissen gewertet, da der „traurige Blick“ des Hundes an menschliche Mimik erinnert, wenn wir etwas falsch gemacht haben.

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Welche Missverständnisse können aus Vermenschlichung entstehen?

Auch mit den Emotionen Dankbarkeit und Trennungsangst kommt es aufgrund der falschen Interpretation durch uns Menschen zu Missverständnissen:

  • Manche Menschen denken, dass der Hund dankbar sein muss, weil sie ihn aus dem Tierheim gerettet haben. Sie erwarten sich, dass sich der Hund aus Dankbarkeit „benimmt“. Diese Gefühle sind dem armen reizüberfluteten Hund, der wahrscheinlich keine gute Sozialisierung genossen hat, vollkommen fremd und er zeigt eher Leinenaggression und Trennungsangst, weil er es einfach nie anders gelernt hat.
    Aus „Dankbarkeit“ erwarten wir uns Zuneigung, was dem geretteten Vierbeiner aber völlig fremd und dadurch oft unangenehm ist.
    Und hier wird es mit der Erziehung problematisch, weil wir uns aufgrund einer falsch interpretierten Emotion ein Verhalten erwarten, dass der Hund nicht liefern kann. Das frustriert Mensch und Hund, weil wir Menschen dann den Eindruck bekommen, dass sich der Hund „absichtlich“ nicht wie gewünscht verhält.
  • Problematik Trennungsangst: Aus Angst vor dem Alleinbleiben „dekoriert“ der Hund in Abwesenheit des Halters die Wohnung um. Wenn dieser nach Hause kommt, schimpft dieser mit dem Hund. Der Mensch denkt, dass der Hund aufgrund seines Beschwichtigungsverhaltens (siehe oben) ein schlechtes Gewissen hat.
    Und auch hier wird es wieder problematisch: Der Hund assoziiert das Schimpfen mit dem Nachhausekommen des Halters und gerät in immer größeren Stress. Somit hat der Hund Angst vor dem Moment, in dem der Halter nach Hause kommt, weil er immer dann geschimpft wird. Er assoziiert das Schimpfen niemals mit dem Zerstören von Gegenständen, das vielleicht sogar bereits Stunden zurückliegt. Der Mensch denkt aber, dass dies dem Hund bewusst ist und wird immer wütender. Ein Teufelskreis, der das Zusammenleben von Mensch und Hund stark negativ beeinflusst.

Wie empfinden Hunde?

Stolz, Dankbarkeit, schlechtes Gewissen – all diese Emotionen empfindet der Hund nicht. Er beschwichtigt lediglich ein normales Verhalten, wenn das Gegenüber wütend ist, um dieses zu beruhigen.
Oft überfordern wir mit unseren Wünschen und Vorstellungen den armen Hund und stellen unmögliche Anforderungen (weil er ja wissen muss, was er falsch gemacht hat etc.). Diese können von ihm aber einfach nicht erfüllt werden und das frustriert auf Dauer Mensch und Hund.

Hunde leben im Hier und Jetzt. Deshalb ist es so wichtig, dass Hunde unmittelbar nach dem gewünschten Verhalten belohnt werden. Denn nach einer gewissen Zeit (länger als 3 Sekunden) assoziieren sie die Belohnung nicht mehr mit ihrem Tun. Jetzt können wir schon gar nicht erwarten, dass sich der Hund an den zerfetzten Polster von vor 3 Stunden erinnert und unser Schimpfen damit assoziiert, auch nicht, wenn wir ihm den Polster zeigen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass Hunde keine Menschen sind und in vielen Belangen viel einfacher gestrickt sind, das erleichtert die Erziehung und erlaubt ein harmonisches Zusammenleben.

Wann darf ich meinen Hund vermenschlichen?

Natürlich darfst du deinen Liebling auch mal verwöhnen, doch achte darauf ihm keine menschlichen Eigenschaften zuzuschreiben und böse zu sein, wenn er diese nicht einhalten kann. Ein Hund ist ein Hund und sollte auch so leben dürfen. Er legt keinen Wert auf schickes Aussehen, Feste, usw.

Wie wir Menschen sind auch Hunde sehr unterschiedlich und jeder lernt auf seine eigene Art und Weise. Hundeerziehung ist nicht universell und man kann nicht bei jedem Hund den gleichen Trainingsaufbau anwenden. Jeder Hund hat andere Stärken oder Schwächen. Im Training geht es darum, die Stärken noch mehr hervorzuheben und den Hund so zu trainieren, dass die Schwächen noch mehr in den Hintergrund treten. Solltest du Probleme im Zusammenleben mit deinem Liebling haben, wende dich an eine/n HundetrainerIn.

Außerdem ist es wichtig die Sprache der Hunde zu verstehen und ernst zu nehmen.

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Fazit

Den Hund vermenschlichen ist etwas wozu manche Menschen neigen, dadurch wird das Verhalten oft falsch interpretiert. Meist ist etwa ein „schlechtes Gewissen“ beim Hund schlicht eine natürliche Reaktion auf unser Verhalten. Da Hunde in der Lage sind zu generalisieren lernen sie schnell, wenn mein/e HalterIn nach Hause kommt muss ich beschwichtigen, sonst ist er/sie böse. Beschäftige dich also mit der Hundesprache, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen und harmonisch mit deinem Liebling wohnen zu können.