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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Du kennt es bestimmt, ein Hund kommt zu dir und schleckt dir quer übers Gesicht. Doch warum machen Hunde das? Ist das Ablecken wirklich eine Liebesbekundung oder gibt es noch andere Gründe?

Warum schleckt der Hund uns übers Gesicht?

  • Verhaltensbiologisch ist es darauf zurückzuführen, dass die Wolfswelpen ihrer Mutter über die Schnauze lecken, woraufhin diese Futter hervorwürgt.
  • Schnauzenlecken wird von Jungtieren aber auch bei der Begrüßung gezeigt und fällt unter die Calming Signals, also die Deeskalationssignale, um Konflikten vorzubeugen.
  • Im Zusammenleben mit uns Menschen hat er gelernt, dass wir als Reaktion auf das Schlecken zurückweichen. Somit kann es auch der Distanzvergrößerung dienen.
  • Natürlich spielt auch das Sozial- und Fellpflegeverhalten eine Rolle. Manche Hunde lecken uns gerne ab, um sozialen Kontakt zu bekommen und uns sauber zu halten 😉. Dazu zählt auch leichtes knabbern.

Schleckt dein Hund an anderen Körperstellen, kommen auch folgende Begründungen in Frage:

  • Vielleicht schmeckst du einfach gut, etwa nach salzigem Schweiß oder riechst für deinen Liebling interessant.
  • Ebenso kann Langeweile oder anhaltender Stress eine Rolle spielen. Manche Hunde haben gelernt durch das Schlecken Aufmerksamkeit zu bekommen bzw. sich dadurch selbst zu beruhigen.
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Kiss to dismiss – Hund schleckt, um Distanz zu bekommen

Bussi Baba. Beim Selfie machen mit deinem Hund oder beim Versuch ihn zu knuddeln ein Küsschen bekommen? Dies muss nicht bedeuten, dass er deine Nähe gerade schätzt, sondern könnte der Versuch sein dir freundlich mitzuteilen, ihm bitte mehr Abstand zu gewähren.

Menschen lernen oft, dass Hunde Krankheiten übertragen können und man sich nicht von ihnen ablecken lassen soll. Als Reaktion weichen sie zurück, wenn der Hund schleckt. Hunde haben nun gelernt, wenn sie mehr Abstand wollen, brauchen sie uns nur abzuschlecken und schon weichen wir zurück.

Kiss to dismiss („Kuss, um wegzuschicken“) ist eine Strategie, die der Hund gelernt hat, um uns höflich auf Abstand zu halten. Schleckt dich dein Hund also in einer Situation ab, gewähre ihm etwas mehr Distanz. Wird sein Signal nicht wahrgenommen, kann es sein, dass er auf andere Strategien zurückgreifen muss (Siehe auch Eskalationsstufen).

„Ich will zu dir“ oder doch „Es ist mir zu eng“ Schlecken?

Ob dein Hund nun deine Nähe sucht oder eigentlich lieber mehr Distanz hätte kannst du aus der Situation und seiner restlichen Körpersprache ablesen.

Nähe suchen: Situation ist entspannt – Hund kann jederzeit weggehen. Ohren sind nach oben aufgerichtet, Körper eher nach vorne geneigt, Rute entspannt. Alles in allem wirkt der Hund entspannt und kontaktfreudig.

Distanz gewinnen: Situation eng, wild, Hund kann vielleicht schwer weg. Ohren nach hinten, Rute unten oder wild wedelnd, Körper eher zurück geneigt, Augen aufgerissen oder zusammengekniffen.

Test: Gehe etwas zurück und schau, ob dein Hund dir nachkommt oder froh ist, dass du Abstand hältst. Jeder Hund kommuniziert etwas anders und zeigt nicht immer alle Signale. Beobachte deinen Hund, um zu wissen was ihm angenehm ist und was eher nicht.

Achtung: Manche Hunde, die beispielsweise etwas wild gestreichelt werden, zeigen Signale zur Distanzvergrößerung, geht man zurück kommt der Hund nach. Das kann bedeuten, dass er eigentlich deine Nähe möchte, nur auf eine andere Weise. Versuche ihm also einfach Körperkontakt anzubieten, ohne ihn gleich zu streicheln.

Hund leckt Gesicht

Fazit

Schleckt der Hund dich ab kann dies viele Gründe haben. Doch eines steht fest, ein Küsschen ist nicht immer als Liebesbekundung gemeint. Womöglich möchte er auch einfach freundlich aus der Situation hinaus und mehr Abstand haben.