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Dali’s Lieblingsplatz

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Dali’s Lieblingsplatz verfasst.

Wenn es draußen blitzt und donnert oder an Silvester bunte Lichter am Himmel sind, mag das für viele Menschen ein schöner Anblick sein. Vor allem bei Gewitter machen wir es uns gerne zu Hause gemütlich. Doch unsere Vierbeiner sind dabei oft weniger entspannt. Der Hund hat Gewitterangst und möchte sich am liebsten verkriechen. Wieso fürchten sich Hunde vor Gewitter? Wie verhält man sich, wenn der Hund sich fürchtet? Bekommt man die Gewitterangst beim Hund weg? Hier erfährst du, wie du deinen Hund an Silvester oder bei Gewittern am besten beruhigen kannst.

Was ist Angst eigentlich?

Angst ist eine psychologische Grundemotion, die sich zwar negativ anfühlt, aber evolutionär absolut lebensnotwendig ist. Schon in Zeiten des Neandertalers hat sie uns Menschen vor dem Säbelzahntiger beschützt, indem wir sofort fliehen konnten. Und auch Hunde brauchen das Gefühl der Angst, um nicht unachtsam in Gefahr zu geraten.

Im Gegensatz zur Furcht kann sie auch ohne erkennbaren Auslöser entstehen und über Generationen weitervererbt werden. Was ist aber mit der Silvester – oder Gewitterangst und warum ist das keine Furcht? Schließlich kann man den Auslöser ja zuordnen. Nun, für den Hund sind die lauten Geräusche nicht zuordenbar, er weiß ja nicht, dass es Knallkörper sind, die wir Menschen aus Lust an der Freude in die Luft schießen.

Wie reagierst du auf die Gewitterangst beim Hund?

Einmal von vorne: Ein Welpe kommt auf die Welt und ist keinerlei vorbelastet was das Thema Gewitterangst betrifft. Er hört nun zum ersten Mal in seinem Leben Silvesterknaller oder einen Donner. Hunde orientieren sich meist an ihren Menschen, darum die Frage, wie verhältst du dich?

A) Du lässt deinen Welpen nicht allein, beruhigst ihn (nicht bemitleiden, das ist was völlig anderes) und gibst ihm Sicherheit. Der Welpe wird mit dieser Situation künftig besser umgehen können, da er beschützt wurde und der Mensch ihm vermittelt das alles in Ordnung ist.

B) Du bist selbst unruhig und nervös, bemitleidest den Hund und gibst dem Welpen mit, dass gerade etwas Schreckliches passiert. Der Hund wird beim nächsten Gewitter nicht gestärkt sein und Angst entwickeln bzw. verstärken, entwickelt hat er sie in dem Fall beim ersten Mal aufgrund des Verhaltens des/r HalterIn.

C) „Der Hund muss da durch, bloß kein Gschiss drum machen“. Sprich, der Welpe wird in dieser Situation allein gelassen, im schlimmsten Fall sogar alleine in einem Raum bzw. noch schlimmer, alleine im Freien.  Man kann sich denken, wie das nächste Gewitter oder Silvester für den jungen Hund sein wird.

Ein junger Hund orientiert sich an seinem Umfeld. Sprich, wenn ihn etwas beunruhigt sieht er anfangs zu seiner Mutter und später zu uns. Je nach Reaktion der Vertrauensperson, wird er die Situation als gefährlich oder eben nicht einstufen.

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Wieso wird die Gewitterangst beim Hund immer schlimmer?

Am Anfang war die Angst, weiter damit allein gelassen verstärkt sich diese Angst. Beim nächsten knallenden Ereignis kommt der Reiz wieder ins Gehirn und wird erneut bewertet. Die Erinnerung sagt „Das kenn ich, das ist furchtbar“ und die Angst ist wieder da. Nun aber schneller und stärker ausgeprägt. Spielt man das Spiel so weiter hat man einen erwachsenen Angsthund, der bei jedem Gewitter oder an Silvester ohne Ende leidet.

Einen Hund diese Situation alleine durchmachen lassen, weil er es „lernen“ muss, ist in etwa so, als ließen wir ein 2-jähriges Kind alleine im dunklen Wald sitzen – die ganze Nacht – es muss schließlich lernen, dass Dunkelheit normal ist, oder? Damit zerstört man die Bindung und das Vertrauen, wobei fraglich ist, ob davon schon etwas vorhanden war, wenn das Lebewesen solche Erfahrungen sammeln muss.

Lasst uns nochmals die Vererbung durchleuchten.

Der Welpe kann Angst vererbt bekommen aber keine Furcht. Sprich, ein Welpe kommt nicht mit der Furcht vor Männern mit Hüten auf die Welt. Aber der Welpe kann aufgrund vorbelasteter Elterntiere mit verstärkter Ängstlichkeit auf die Welt kommen und ist damit anfälliger mit Alltagssituation nicht so gut zurecht zu kommen.

Der Weg der Angst:

Angst ist ein subjektives Empfinden. Außenreize gelangen über Sinnesorgane in das Gehirn, und zwar über den Thalamus („Tor zum Bewusstsein“) und den präfrontalen Cortex ins Limbische System (Amygdala), wo eine emotionale Reaktion erfolgt (z.B. Flucht). Oder die Außenreize gelangen über den Thalamus direkt ins Limbische System. Dieser Weg ist schneller, denn Reaktionen auf Gefahren müssen rasch erfolgen.

Alles Erlebte wird im Gehirn abgespeichert und immer wieder neu abgeglichen. Das ist auch der Grund warum Ängste nicht „vergessen“ werden können.

Angst kann sich auch generalisieren und aus dem Schreck über einen Knall, wird eine generalisierte Angststörung und der Hund erschreckt sich nun auch bei vielen anderen Geräuschen, wie Autos, zufallenden Türen etc.

Tröstest du noch oder bemitleidest du schon?

Bevor wir nun darüber sprechen, wie du dich verhalten solltest, kurz nochmal der Unterschied zwischen Trösten und Mitleid haben:

Trösten verstärkt die Angst NICHT sondern gibt dem Hund das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit, welches Vertrauen und Bindung fördert. Bemitleiden hingegen verstärkt das Gefühl der Angst und das Vertrauen geht flöten. In angstmachenden Situationen den Hund allein zu lassen, zerstört Vertrauen und Bindung sowieso.

Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass man seinen Hund nicht trösten darf. Angst ist ein Gefühl und kann durch deinen Zuspruch nicht verstärkt werden, das ist nur mit Verhalten möglich. Trost schafft Sicherheit sowie Geborgenheit und darf nicht mit Mitleid verwechselt werden. Was kein Training schafft, wird durch Sicherheit, Vertrauen und Bindung erreicht. Nämlich, dass sich dein Hund in deiner Gegenwart mit beruhigenden Worten oder Berührungen besser entspannen kann.

Wenn du also selbst entspannt bist und deinem Hund ruhig Schutz anbietest, fühlt er sich besser. Wirst du selbst hektisch, merkt er, dass etwas nicht stimmt und steigert sich weiter in die Angst hinein.

Wieso fürchten sich Hunde vor Silvester- oder Gewitterlärm?

Der Lärm und das Licht sind nicht zuordenbar, wie etwa die Furcht vor einer bestimmten Mülltonne, die der Hund sieht. Der Krach beim Gewitter kommt quasi von überall, sie können keine Richtung ausmachen. Zusätzlich spüren sie die Vibrationen des Bodens. Außerdem hören Hunde ca. 100x besser und somit auch lauter als der Mensch.

Manche Hunde fürchten sich schon bevor das Gewitter beginnt, denn sie spüren nicht nur den Druckabfall, sondern können durch das Magnetsensor-Molekül das Gewitter regelrecht sehen. Oft schon Stunden bevor es tatsächlich da ist.

Ältere Hunde haben oft Sinneseinschränkungen. Sie hören oder sehen etwa nicht mehr so gut und können das Geschehen schlechter einordnen, weshalb sich manche Tiere erst im Alter fürchten.

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Wie verhält man sich, wenn der Hund sich fürchtet?

  • Sicherheit geben.
  • Den Hund beruhigen (nicht bemitleiden).
  • Ruhige Orte aufsuchen und abdunkeln (wegen bspw. der Blitze am Himmel).
  • Etwas zu Kauen oder Schlecken anbieten oder ihn mit einem Spiel ablenken.
  • Radio einschalten.
  • Achte darauf was dein Hund braucht. Manchen tut es gut, wenn du einfach daneben sitzt, andere wollen sich ganz an dich kuscheln und manche suchen sich lieber eine Höhle, um sich zurückzuziehen.
  • Bleibe selbst entspannt und gib deinem Hund das Gefühl, das alles wie immer ist.
  • Auch beruhigende Düfte können eingesetzt werden (z.B. Lavendel). Achte darauf wenig zu verwenden und ob der Duft deinem Hund angenehm ist oder er den Raum verlässt.

Kann man die Gewitterangst beim Hund wegtrainieren?

Jein. Angst ist eine Grundemotion und kann nicht wegtrainiert werden. Im Beisein einer verständnisvollen und Sicherheit gebenden Vertrauensperson kann sich der Hund aber geborgener fühlen und seine Angst vermindert werden.

Durch eine Gegenkonditionierung kann der Hund allerdings lernen die Geräusche positiver zu verknüpfen. Frage dazu eine/n geprüfte/n HundetrainerIn, um dir und deinem Hund zur Seite zu stehen.

Was solltest du KEINESFALLS tun?

  • Hund allein lassen.
  • Schimpfen oder ihn gar strafen.
  • Beruhigungsmittel geben, die den Hund nur äußerlich betäuben, ihn aber alles mitbekommen lassen (Tierquälerei).
  • Training mit Geräusch CDs (hier besteht die Gefahr der Sensibilisierung).
  • Ihn ins Freie mitnehmen, wenn er ängstlich ist (Gefahr des Weglaufens).

Denke daran, dass auch Reize, die lange als neutral oder gar positiv eingestuft wurden, durch Lernprozesse (etwa direkter Knall neben dem Hund) später als gefährlich eingestuft werden können!

ängstliche Hunde verstecken sich

Fazit

Die Gewitterangst beim Hund kann viele Ursachen haben. Fakt ist, dass man die Angst nicht wegtrainieren kann, sondern Wege finden muss, um dem Hund die Situation so angenehm wie möglich zu gestalten. Sei für deinen Liebling da.