TOBALIE

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Praxis KaWa verfasst.

Trauer und Tod sind unangenehme Themen, die in unserer Gesellschaft eher tabuisiert werden. Auch wenn die Themen Sterben, Tod und Trauer ein Gefühl der Ohnmacht in uns hervorrufen, ist es dennoch wichtig sich mit ihnen auseinanderzusetzen, statt sie zu verdrängen. Der Umgang mit Sterbenden und trauernden Hinterbliebenen ist oft mit Schrecken und Beklommenheit verbunden. Die Trauer ist ein natürliches Verhalten auf einen Verlust und sollte nicht als Krankheit, sondern als Heilungsprozess angesehen werden, vor dem man keine Angst haben muss. Die Trauer hilft uns den Verlust eines geliebten Menschen oder Tieres zu verarbeiten und in unserer Lebenswelt zu akzeptieren, um letztlich gestärkt aus dieser Ausnahmesituation hervorzugehen. Wie trauern Tiere?

Trauer ist keine Nebensächlichkeit

Der Verlust wird immer subjektiv und unterschiedlich stark empfunden. Verlustschmerz und Trennungsschmerz (z.B. Scheidung vom Partner oder Verschwinden eines tierischen Freundes) werden dabei sehr ähnlich wahrgenommen. Um Trauer gut verarbeiten und bewältigen zu können, benötigt es Zeit und Raum. Das gilt für Menschen ebenso für Tiere. Denn auch Tiere trauern um ihre Lieben, nur zeigen sie ihre Trauer auf andere Weise.

Ventile für den Schmerz

Vor allem Schreien, Weinen, Klagen – egal in welcher Lautstärke – sind wichtige Ventile für die Trauer. In unserem westlichen Kulturkreis entsprechen öffentliche Trauerbekundungen und Gefühlsausbrüche nicht der gesellschaftlichen Norm. Dennoch ist es wichtig diesen Gefühlen Raum und Ausdruck zu verleihen. Oft ist es hilfreich sich einen bestimmten „Trauerort“, an dem man seinen Gefühlen ungehindert freien Lauf lassen kann, zu suchen. Vielleicht unter der Dusche, wo gleichzeitig Tränen und schlechte Gedanken „fortgespült“ werden können oder im Freien an einem ruhigen Lieblingsplatz.

Es ist völlig normal immer wieder von Phasen tiefer Trauer überrollt zu werden. Dazwischen gibt es aber auch Zeiten mit schönen Erinnerungen und positiven Gefühlen. Wenn dich die Trauer überrollt solltest du ganz bewusst auf deine Atmung achten. Oft halten wir in belastenden Situationen unbewusst die Luft an. Konzentriere dich auf die Atembewegungen deines Körpers und achte für ein paar Minuten nur auf deine Ein- und Ausatmung, ohne diese zu werten oder zu verändern. (Wo im Körper ist sie besonders gut wahrzunehmen? Wie ist der Atem? Kurz, stolpernd, zittrig, lang, ruhig, flach, tief, …) Hilfreich ist es dabei auch, sich mit beiden Beinen fest auf den Boden zu stellen und sich wie ein Baum in der Erde sicheren Halt zu suchen.

Tipps zur Trauerbewältigung

  • Suche Menschen und Tiere in deinem Umfeld, die deine Trauer wahr und ernst nehmen.
  • Nimm dir so viel Zeit zu trauern wie du brauchst und setze dich nicht selbst unter Druck bald wieder „funktionieren“ zu müssen.
  • Sprich über deinen Schmerz, aber auch über die vielen schönen Erinnerungen an deinen Schatz.
  • Lass die unangenehmen Gefühle zu und schlucke deine Trauer nicht herunter. Suche dir ein sinnvolles Ventil für deinen Schmerz.
  • Wenn du merkst im Gedankenkarussell festzusitzen gib deinem Körper ein bewusstes Stoppsignal.
  • Betäube deine Trauer nicht, indem du dir zu schnell einen neuen Gefährten suchst.
  • Verdränge den Gedanken an deine geliebte Fellnase nicht, niemand will in Vergessenheit geraten.
  • Individuell gestaltete Trauerrituale (z.B. Bestattungszeremonie, Erinnerungsbuch, Symbole der Trauer tragen) können dir helfen den Verlust besser zu verarbeiten. 

Können Tiere trauern?

Wie Menschen trauern auch Tiere um einen verlorenen Freund. Der Prozess der Trauer und ihrer Dauer sind dabei auch bei Tieren sehr unterschiedlich. Sie erleben den Verlust ihres Wegbegleiters ebenfalls als schmerzhaft und durchwandern verschiedene Stadien der Trauer. Deshalb ist es wichtig, dass auch auf die vierbeinigen Hinterbliebenen eines Verstorbenen Rücksicht genommen wird.

  • Gib deinem Schatz die Möglichkeit in Ruhe Abschied zu nehmen und lass ihn (wenn möglich) die Leiche beschnüffeln.
  • Im Falle einer Euthanasie, nimm das Partnertier mit zum Tierarzt damit er seinen Freund auf seinem letzten Gang begleiten kann.
  • Sollten dir an deinem Liebling Verhaltensänderungen, wie Rückzug, verminderter Appetit, Unruhe oder Aggression auffallen, frage deinen Tierarzt um Rat.
  • Versuche nicht die Eigenschaften des Verstorbenen auf das hinterbliebene Partnertier zu übertragen. Wenn du das Schmusen mit deinem verlorenen Liebling vermisst, darfst du seinem tierischen Partner deshalb nicht gegen seinen Charakter die Rolle des neuen Kuscheltiers aufbürden.
  • Verwirre deinen Schatz nicht indem du ihm zu schnell einen neuen Partner zur Seite stellst. Versuche sein Verhalten zu deuten und gib ihm genug Zeit für die Trauerarbeit.
katze traurig

Fazit

Die Trauer um ein geliebtes Wesen ist ein natürlicher, aber auch schmerzhafter Prozess den Menschen ebenso wie Tiere durchleben. Dieser Heilungsprozess ist sehr individuell und dauert unterschiedlich lange. In der Aufarbeitung des Verlustes eines geliebten Wesens wirkt vor allem die Zeit als Verbündete. Deshalb brauchen trauernde Menschen und Tiere in dieser schwierigen Phase viel Unterstützung und Geduld. Die Intensität der Trauerwellen nehmen im Laufe der Wochen und Monate ab, so dass die innige Liebe und Verbundenheit zum verstorbenen Tier wieder in den Vordergrund tritt. Dann kannst du die schönen Erinnerungen an deinen Liebling wieder genießen und mit Freude an ihn zurückdenken.