Als HundehalterIn interessiert man sich natürlich für Hundethemen und vor allem für die Erziehung. Dabei stößt man schnell man auf Hundetraining im TV. Doch kann man alles aus dem Fernsehen einfach zuhause nachmachen? Hilft mir das gezeigte Hundetraining bei meinen Alltagsproblemen?
Wie werden die TeilnehmerInnen ausgewählt?
Als HundehalterIn kann man sich selbst melden oder es werden durch Aufrufe gezielt Leute gesucht. Ein Castingteam (Redakteure) wählt vorab Mensch-Hund-Teams aus und fährt vor Ort, um kurze Videos zu drehen.
Bis zum tatsächlichen Drehbeginn bekommen die Leute keine nähere Unterstützung und leben mit ihren „Problemen“.
Beginn der Drehtage
Bei Drehbeginn lernen die TrainerInnen die Mensch-Hund-Teams kennen. Dabei wird eine Verhaltensanalyse gemacht, die leider nicht ausgestrahlt wird. Es gibt kein Drehbuch, sondern es wird einfach beim Training mitgefilmt.

Wie intensiv ist die Betreuung?
Die Drehdauer pro Fall belaufen sich nur auf etwa 5-10 Tage. Dadurch entsteht bei den ZuschauerInnen der Eindruck, dass die Hunde nach kurzer Zeit „geheilt“ sind und sich Probleme ganz leicht lösen lassen. Die Betreuung durch TrainerInnen ist hingegen bis zu 20 Stunden und geht oft noch über das Drehende hinaus.
Viele wichtige Szenen (vor allem die Aufklärung) fällt dem Schnitt zum Opfer und wird nicht ausgestrahlt. Wir Menschen wollen im Fernsehen Aktion sehen. Das A & O ist die Quote nicht der Inhalt, darum steht die Unterhaltung im Vordergrund.
Kann ich meinen Hund nach denselben Methoden erziehen?
Wichtig: Nicht nachmachen! Auch wenn dein Hund ähnliche Thematiken hat, ist das Training ganz individuell. Erst nach einer genauen Verhaltensanalyse, Ursachenforschung und euren speziellen Bedürfnissen, kann die passende Trainingsmethode ausgewählt werden, die unter Anderem auch im Laufe des Trainings angepasst werden muss.
Warum ist Hundetraining im TV kritisch zu sehen?
Es entsteht der Eindruck, dass nur ein kurzes Training nötig ist und die Methoden schnell „wirken“.
Leider werden im Fernsehen immer noch veraltete sogenannte aversive Trainingsmethoden gezeigt. Nicht nur, dass es laut dem Tierschutzgesetz verboten ist den Hund mittels Strafe, Schreck oder gar Schmerz zu erziehen folgen auch einige „Nebenwirkungen“.
- Bindung und Vertrauen gehen verloren.
- Hund versteht nicht was eigentlich von ihm gewünscht ist.
- Verhaltensweisen werden lediglich unterdrückt. Dadurch hat der Hund permanent Stress und Angst. Oft erdulden dies unsere Hunde lange, doch früher oder später können sie aggressives Verhalten zeigen (Eskalationsskala) oder in Depression/erlernte Hilflosigkeit fallen.
- Unter Stress kann der Hund nicht lernen.
- Etc.
Was wäre wünschenswert beim Hundetraining im TV?
- Erklärungen, warum was gemacht wird. Das hilft zu verstehen und die Hintergründe der gewählten Methoden zu begreifen.
- Beschreiben von Hilfsmitteln wäre sinnvoll. Etwa auf was bei der Wahl des Maulkorbes zu achten ist, wie ein Brustgeschirr sitzen sollte, welche Auswirkungen Halsbänder haben können, etc.
- Warnhinweis bei positiver Strafe (Wasserflasche, Blocken etc..).
- Mehr auf gesundheitliche Aspekte und deren Auswirkung auf das Verhalten eingehen (Bewegungsapparat, Schmerzen, Schilddrüse etc.)
- Eingreifen und Hunde nicht sich selbst überlassen. Oft wird ein Verhalten sehr lange gefilmt ohne, dass jemand eingreift.
- Qualzucht im TV: Es sollten keine Empfehlung für ErsthundehalterInnen abgegeben werden. Natürlich wird mit Qualzucht-Rassen trainiert, wenn der Hund schon da war. Auch hier wäre eine Aufklärung wünschenswert.
Darf ich mir Hundetraining im TV ansehen?
Natürlich kann man sich die diversen Hundesendungen ansehen, doch sollte man dies reflektiert tun. Nimm nicht alles für wahr und richtig und vor allem mache nichts einfach zu Hause nach!
Solltest du Fragen oder Probleme haben ist es jedenfalls ratsam mit eine/n qualifizierte/n HundetrainerIn zu sprechen.

Fazit
Hundetraining im TV ist ein beliebtes Unterhaltungsprogramm. Auch wenn langsam ein Umdenken stattfindet und es durchaus sinnvolle Trainingsmethoden gibt, werden leider immer noch häufig veraltete Trainingswege aufgezeigt, die teilweise sogar verboten sind und deinem Hund schaden können. Sieh das Programm also bitte achtsam an und mache nichts einfach zu Hause nach.