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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Keine Frage, wenn man sich dazu entschließt einen Hund zu adoptieren, dann verpflichtet man sich das Tier ein Leben lang artgerecht zu halten und auf seine individuellen Bedürfnisse einzugehen. Haustiere bedeuten Verantwortung und haben im besten Fall einen fixen Platz in einer liebenden Familie. Für die meisten HalterInnen von Hunden ist es demnach ein absolutes No-Go, den eigenen Hund wegzugeben, doch in manchen Fällen führt einfach kein Weg daran vorbei. Welche Gründe für eine Abgabe sind plausibel und legitim und wohin mit dem geliebten Vierbeiner? Was tun, wenn ich meinen Hund weggeben muss?

Ich muss meinen Hund weggeben: Unverständnis trifft auf Notwendigkeit.

Ein heiß debattiertes Thema: Die Abgabe eines geliebten Tieres. Hierzu gibt es unzählige Einträge von erzürnten HundehalterInnen in Blogs, Foren und Co. “Das hättest du dir im Vorhinein überlegen sollen, ich habe absolut kein Verständnis dafür”, ist nur einer von vielen Sätzen, die man häufig als Antwort zu lesen bekommt.

Auf der einen Seite ist diese Reaktion nachvollziehbar und die Aussage absolut richtig. Bevor man ein Tier adoptiert, sollte man einige Dinge vorab abklären. Faktoren wie Zeit, Geld und ein passendes Umfeld, um nur einige zu nennen, spielen natürlich eine wichtige Rolle.

Auf der anderen Seite nimmt manchmal etwas einen anderen Verlauf, als erwartet. Vieles im Leben entwickelt sich auf andere Weise als geplant und lässt sich im Vorhinein nur schwer erahnen. Einige Menschen haben aufgrund persönlicher Ereignisse und/oder Schicksalsschläge einfach keine andere Wahl, als sich von ihrem geliebten Vierbeiner (auf Zeit) zu trennen. Manchmal muss man auch Entscheidungen im Sinne des Tieres treffen, wenn der Hund z.B. die Chance auf ein erfüllteres Leben bekommt.

Wann einen Hund weggeben?

Was bedeutet nun keine andere Wahl haben? Eigentlich recht einfach erklärt, bei den folgenden Beispielen hat man als HalterIn kaum eine Möglichkeit, an der Situation noch etwas zu ändern.

Wenn du beispielweise einen sehr bellfreudigen Artgenossen zu Hause hast, der sich gerne am Mobiliar zu schaffen macht oder alles bespringt, was nicht bei zehn auf den Bäumen ist, ist das noch lange kein Grund den Hund wegzugeben. Ein Verhaltenstraining kann hier z.B. Wunder wirken. Und eines kannst du dir sicher sein, mit viel Geduld, Empathie und Training, lassen sich die meisten Probleme lösen.

Doch wann ist eine Abgabe nun unumgänglich?

  • Länger anhaltende Krankheiten des Halters/ der Halterin (physisch wie psychisch), Unfälle und deren Folgen. Tipp: Manchmal helfen Familie, Nachbarn oder Bekannte aus, den Hund bis zur Besserung zu versorgen.
  • Plötzlich auftretende Hundehaarallergien.
  • Gefängnisstrafen
  • Bei absoluter Inkompatibilität zweier oder mehrerer Hunde, bzw. anderer Haustiere. Tipp: Eine/r VerhaltenstrainerIn kann bei der Vergesellschaftung helfen.
  • Wenn die Gesundheit eines anderen Haustieres oder Menschen gefährdet wird.
  • Drohende Obdachlosigkeit.

Auch wenn du deinen Hund einfach nicht mehr haben möchtest, obwohl es keinen driftigen Grund gibt, überlege dir bitte genau wohin du ihn gibst. Diesen letzten Gefallen bist du ihm einfach schuldig. Es wäre nicht fair den Hund einfach auf die Straße zu setzen, wo er in Lebensgefahr ist und auch schwer traumatisiert werden könnte.

Hundegeschirr Konfigurator

Wohin kann ich meinen Hund geben?

Ganz klar, als erste Anlaufstelle fällt vielen wahrscheinlich das Tierheim ein. Tierheime leisten tolle Arbeit, denn wohin sonst mit all den heimatlosen Vierbeinern und all den anderen Tieren? Allerdings solltest du bevor du diese Entscheidung triffst folgende Punkte bedenken:

  • Die meisten Tierheime sind jetzt schon überfüllt!
  • Der an vielen Orten bestehende Personalmangel macht es schwer, alle Bedürfnisse gleichsam zu befriedigen.
  • Die Gefahren übertragbarer Krankheiten steigen.
  • Ungewissheit, ob dein geliebter Hund überhaupt jemals wieder adoptiert wird (vor allem sehr alte, kranke, schwache und verhaltensauffällige Hunde, sowie sogenannte Listenhunde werden statistisch gesehen viel seltener adoptiert).
  • Die Ungewissheit, in welche neue Familie dein Hund gerät.

Alternativen zum Tierheim:

Du siehst, es sprechen ein paar Punkte gegen das Tierheim. Welche Alternativen gibt es nun? Wie finde ich ein neues Heim für meinen geschätzten Freund auf vier Pfoten?

  • In erster Linie kannst du dich natürlich in deinem Umfeld nach einem neuen Platz umsehen. Eventuell ist jemand aus der Familie oder aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis bereit, deinen Hund zu adoptieren (wenn auch nur vorübergehend)!?
  • Wenn sich keine/r in deinem näheren Umfeld finden sollte, kannst du die Suche ausweiten. In Zeiten von Social Media, haben viele Menschen mehr “FreundInnen” auf Facebook und Co als Hundehaare auf dem Lieblingspulli.
  • Generell kannst du auf bestimmten Webseiten im Internet ein Inserat schalten.
  • Auch am “schwarzen Brett” im nächstliegenden Supermarkt o.Ä., kannst du ein Inserat aufhängen.
  • Bei TiermedizinerInnen nachfragen bzw. dort ein Inserat hinterlegen.
  • Einige Tierheime bieten auf ihrer Homepage eine Vermittlungshilfe/Privatvermittlung an.
  • Eine Pflegestelle suchen. Ein vorübergehender Platz für deinen Liebling, bis sich eine Endlösung gefunden hat.

Sollte dein Hund von einer Tierschutzorganisation oder einem Tierheim stammen, lies bitte den Schutzvertrag. Oftmals hast du unterschrieben sie im Falle des Falles wieder dorthin zurückzugeben!

Egal wie du deinen Hund vermittelst, stelle sicher, dass es die neuen HalterInnen ernst meinen und sich auch gut um deinen Liebling kümmern können.

Wichtig: Auch wenn diese Möglichkeiten mit etwas mehr „Arbeit“ verbunden sind, ist Aussetzen niemals eine Lösung! Noch hast du die Verantwortung und bist verpflichtet einen guten Platz für deinen Hund zu finden.

Neues Zuhause gefunden?

Du hast ein neues, artgerechtes und liebevolles Zuhause für deinen Hund gefunden? Wie schön 😊. Jetzt geht es darum die wichtigsten Informationen auszutauschen und an ein paar wichtige Dinge zu denken:

  • Was mag der Hund? Was mag er nicht so?
  • Mitgabe des Lieblingsspielzeugs, der gewohnten Sachen (Körbchen, Kuscheldecken, Futternäpfe, Leine(n), Maulkorb, Autosicherung, Brustgeschirr, Pflegeartikel wie Hundebürsten und Krallenschere, etc.)
  • Welches Futter bekommt/verträgt er, welches ev. nicht?
  • Wie sieht die Krankheitsgeschichte aus? Gibt es Allergien, Unverträglichkeiten?
  • Muss er regelmäßige Medikamente einnehmen?
  • Übergabe des Impfpasses, Chipnummer, Eu-Heimtierausweis, Stammbaumzertifikat, etc.
  • Du kannst dein Tierprofil dem/der neuen HalterIn übergeben. So hat diese/r mit einem Klick alle wichtigen Informationen.
  • Wichtig: Die Ab- bzw. Ummeldung nicht vergessen! Bei sogenannten Listenhunden bestehen zusätzlich noch weitere Auflagen.

Ist ein Hund traurig, wenn man ihn abgibt?

Wenn du eine wichtige Bezugsperson des Hundes bist bzw. warst, lautet die Antwort ganz klar: JA! Auch Tiere haben Emotionen, die sie zwar nicht wie wir Menschen zum Ausdruck bringen, aber durchaus fühlen. So verhält es sich auch mit der Trauer.

Die gute Nachricht ist jedoch, auch Hunde können über unliebsame Gefühle hinwegkommen. Mit Geduld, Empathie und viel Liebe, kann man einem trauernden Hund beistehen. Darum ist es wichtig ein liebevolles Zuhause für ihn zu finden.

Hund aus Tierheim

Fazit

Das Leben ist nicht statisch, gewisse Dinge kann man einfach nicht im Vorhinein planen. Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die uns Menschen Magenschmerzen verursachen. Sich von seinem geliebten Hund trennen zu müssen, ist für die meisten HundehalterInnen enorm schmerzhaft, doch eben manchmal die beste Entscheidung.