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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Wo gibt es Straßenhunde? Kann man einen Straßenhund erziehen? Wie solltest du reagieren, wenn du auf so einen Hund triffst? Warum können solche Hunde problematisch sein? Lies nach was du über Streuner wissen solltest.

Was sind Straßenhunde?

Diese Bezeichnung steht für herrenlose Hunde, die kein fixes zu Hause haben. Sie leben meist auf der Straße (daher der Name) oder in freier Natur. Die Streuner regeln sich ihren Tagesablauf selbst.

Wo gibt es Straßenhunde?

In Mitteleuropa kommen Streuner kaum vor, doch in osteuropäischen Ländern und in einigen südlichen Ländern, gehören sie zum Straßenbild dazu.

Ursprünglich wurden die Tiere ausgesetzt und haben sich im Laufe der Zeit unkontrolliert vermehrt.

Es gibt durchaus auch Hunde, die jemandem gehören und von ihren Haltern gefüttert und versorgt werden, sich aber ohne Halsband komplett frei bewegen.

Wie sieht der Alltag für Straßenhunde aus?

Einige der herrenlosen Tiere schließen sich in Gruppen zusammen, andere Leben auf sich allein gestellt. Ein Großteil des Tages besteht darin die Grundbedürfnisse zu stillen. Sie sind also auf der Suche nach Essen und Wasser. Auch ein sicherer Unterschlupf muss gefunden werden, um halbwegs ruhig schlafen zu können. Denn sehr viel Zeit wird auch mit dem Schlafen und Dösen verbracht. Das ist wichtig, um Energie zu sparen. Trotzdem sind sie ständig wachsam und auf der Hut.

Futter bekommen sie, je nach Lebensraum, von Müllplätzen der Menschen, Aas oder sie gehen auf die Jagd. Dabei versuchen sie so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen und kein unnötiges Risiko einzugehen. Haben sie also die Wahl zwischen Abfall und selbst jagen, werden sie vermutlich den fressbaren Müll wählen.

Sie organisieren sich also ihr Futter, entscheiden über ihre Sozialkontakte, brauchen viele Ruhephasen und Zeit, um ihr Revier zu erkunden.

Wie reagiere ich, wenn ich auf einen Straßenhund treffe?

Bleibe ruhig und verhalte dich leise. Die meisten Hunde sind nicht sonderlich am Menschen interessiert. Auch ein bettelnder Hund will in der Regel nichts Böses. Vermeide es jedoch die Streuner zu bedrängen, sich über sie zu beugen oder direkt auf sie zuzugehen. Hektische Bewegungen oder laute Geräusche können dem Hund Angst machen. Triffst du auf einen Straßenhund versuche in einem Bogen, entspannt an ihm vorbeizugehen. In engen Gassen suche dir, wenn möglich, einen anderen Weg, um den Hund nicht in die Ecke zu treiben.

Angriffe von Straßenhunden kommen sehr selten vor. Sollte dir ein Hund drohen, ziehe dich langsam zurück, um einen Biss zu vermeiden.

Soll ich einen Straßenhund adoptieren?

Viele Tierschutzorganisationen retten regelmäßig Hunde aus dem Ausland, welche ansonsten umgebracht worden wären. Dies erfordert viel Wissen und Vorbereitung. Einen Hund einfach so aus seinem gewohnten Umfeld zu reißen und ihn mit nach Hause zu nehmen, ist keine gute Idee. Die Tiere sollten vor Ort medizinisch untersucht werden. Viele freilebende Tiere haben durch die schlechte Versorgung Krankheiten, Parasiten oder sind unterernährt, weshalb eine Reise für sie zu gefährlich wäre. Bedenke außerdem, dass andere Tiere angesteckt werden können, wenn kranke Hunde aus dem Ausland mitgenommen werden. Weiters brauchen sie einen gültigen EU-Heimtierausweis und müssen Tollwut geimpft sein, um etwa nach Österreich oder Deutschland einreisen zu dürfen.

Es muss gut abgewogen werden, welche Hunde für ein Leben etwa in einer Stadt geeignet sind und welchen man besser vor Ort Hilfe zukommen lässt. Denn die Hunde sind an die Bedingungen in ihrer Heimat angepasst. Auch wenn diese mitunter kein entspanntes Hundeleben versprechen, haben die Tiere gelernt sich zurecht zu finden.

Leider haben viele Streuner auch negative Erfahrungen gesammelt. Es gibt immer wieder Menschen, welche sie schlecht behandeln oder gar verletzen. Hinzu kommt, dass ihre Grundbedürfnisse, etwa Wasser, Futter, Schutz, in den seltensten Fällen gedeckt sind. Das Leben in ständiger Angst hat Einfluss auf ihr Verhalten.

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Lässt sich ein Straßenhund erziehen?

Ein Hund, der nicht behütet aufgewachsen, sondern mitunter schlimme Erfahrungen gemacht hat, lässt sich meist nicht so leicht erziehen, wie ein Hund, der den perfekten Start ins Leben hatte. Er hat gelernt selbstständig zu sein und eigene Entscheidungen zu treffen.

Ein Streuner, der in eine neue Familie kommt, braucht in erster Linie keine Erziehung, sondern vielmehr Verständnis, Geduld und positive Erfahrungen.

Lasse deinen Liebling in Ruhe ankommen, seine neue Umgebung Schritt für Schritt kennenlernen und Vertrauen zu dir aufbauen. Vermeide es ihn zu überfordern. Je nach Vorgeschichte kann es sein, dass dein Neuzugang Angst vor Menschen hat, Artgenossen als Konkurrenz sieht oder sich vor bestimmten Dingen fürchtet.

Suche dir am besten eine/n kompetente/n HundetrainerIn, welche Erfahrung mit solchen Hunden hat, um dir und deinem Hund mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Darf man Straßenhunde streicheln und füttern?

Prinzipiell kann man Straßenhunde in „zivilisierte“ und „verwilderte“ einteilen. Erstere leben meist in der Nähe von Menschen und suchen sogar teilweise den Kontakt. Gerade in Urlaubsorten erlebt man oft, wie die Hunde sich an Touristen wenden, um an Futter oder Streicheleinheiten zu kommen. Zweitere leben eher zurückgezogen, sind scheu und meiden es auf Menschen zu treffen.

Es ist schwierig generell zu sagen, dass es schlecht wäre Straßenhunde zu füttern oder zu streicheln, doch es gibt einige Punkte, die du dabei bedenken solltest:

  • Nicht jeder Hund wird gerne angefasst. Vor allem wildlebende Tiere haben mitunter negative Erfahrungen gemacht und gelernt sich zu wehren, sollte ihnen jemand zu nahekommen. Achte also immer gut auf die Körpersprache der Vierbeiner. Gehe niemals aktiv zu einem Streuner hin, lasse ihn zu dir kommen. Einige möchten sich womöglich nur an deine Beine anlehnen, aber nicht weiter berührt werden.
  • Bedenke, dass manche Erkrankungen (etwa Hautpilz etc.) auch auf den Menschen übertragbar sein können.
  • Mit dem regelmäßigen Kontakt/Füttern eines Streuners sorgst du dafür, dass er immer wiederkommt. Doch nicht jeder Urlauber ist so tierlieb wie du und ein „aufdringlicher“ Hund, der durch regelmäßiges Füttern an einen Ort gebunden wurde, kann andere Touristen schnell verärgern.
  • Bei kalorienreicher Fütterung sorgt die vermehrte Energiezufuhr unter Umständen zu einer verstärkten Vermehrung der Tiere. Dies führt zu einer Vergrößerung der Streunerpopulation und dadurch zu noch mehr Leid.
  • Wenn du einen Hund fütterst, bedenke nur für Hunde geeignete Nahrungsmittel zu wählen. Manche Hunde haben Unverträglichkeiten oder sind das angebotene Futter nicht gewohnt. Dies kann zu Verdauungsproblemen und Durchfall führen, was die Straßen verunreinigt und zu Ärger führt.
  • Lege das Hundefutter am besten an einen ruhigen Ort und entferne dich anschließend. So kann der Hund in Ruhe fressen und gewöhnt sich nicht so sehr an die menschliche Nähe. Vor allem in Ländern, in denen die Bevölkerung Straßenhunde ablehnt, kann es für zahme Hunde schnell gefährlich werden.

Wie kann man Straßenhunden helfen?

  • Die wichtigste Maßnahme ist die Kastration, damit sie sich nicht weiter unkontrolliert vermehren können. So kann das Leid der vielen herrenlosen Hunde minimiert werden.
  • Auch die Aufklärung der Bevölkerung vor Ort ist ein wichtiges Thema. Denn in manchen Regionen haben die Menschen Angst vor Hunden oder eine so tiefe Abneigung gegen sie, dass sie gefangen und umgebracht werden.
  • Viele Tierschutzorganisationen machen öffentliche Fütterungen, um ausgehungerten Tieren zu helfen. Mit einer Spende kannst du diese unterstützen.
  • Setze dich mit heimischen Organisationen in Verbindung und frage nach, wie du am besten helfen kannst.
  • Ebenso ist es teilweise möglich Pate zu werden. Der Hund wird gesundheitlich untersucht, versorgt und darf in seinem gewohnten Umfeld weiterleben.
Streuner auf Straße mit Welpe

Fazit

Straßenhunde gehören in vielen Teilen der Welt zum Alltag. Leider geht es einigen Tieren weder gesundheitlich noch psychisch gut. Es ist wichtig zu helfen und sich im Umgang mit Streunern richtig zu verhalten.