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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Mit einem Haustier aufwachsen zu dürfen, ist zweifelsfrei eine wunderschöne Erfahrung. Allerdings bedeutet das für (d)ein Kind und natürlich auch für alle anderen Familienmitglieder, nicht nur Spiel und Spaß. Jedes Tier hat seine individuellen Bedürfnisse, die über intensives Schmusen und Herumtollen hinausgehen. Welche Punkte sollten nun vor einer Adoption eines Tieres bedacht werden? Falls der Entschluss feststehen sollte, ein Haustier in die Familie aufzunehmen, gibt es Tiere welche „besonders geeignet“ für Kinder sind? Welche Haustiere für Kinder gibt es?

Haustiere für Kinder – Tiere sind kein Spielzeug 

Vorab ein Appell an alle Eltern und Erziehungsberechtigten: Ein Haustier ist kein Spielzeug, das man nach dem Spielen wieder in die Ecke stellt. Zugegeben, etwas hart formuliert, aber es soll die Tatsache hervorheben, dass Haustiere auch Arbeit und Verantwortung bedeuten. Quasi als würdest du dir noch ein Kind ins Haus holen. Ein Tier zur reinen Bespaßung ist für alle Beteiligten bald nicht mehr lustig. Es sind also nicht Haustiere für Kinder, vielmehr Haustiere für die Familie, die gemeinsam Verantwortung über ein Lebewesen übernimmt.

Umso jünger die Kinder sind, umso mehr müssen die Erwachsenen ein wachsames Auge haben, bis die Kinder alt genug sind das Tier als eigenständiges Lebewesen zu begreifen, es zu respektieren und ihre Warnzeichen zu verstehen. 

Haustier als neues Familienmitglied: Pro und Contra

Im Folgenden wird auf die Vor- und Nachteile eines tierischen Familienmitglieds eingegangen. Denn so wie überall im Leben, gibt es leider auch Punkte, die gegebenenfalls gegen eine Aufnahme eines Haustieres in eine Familie mit einem oder mehreren Kindern sprechen:

Mögliche positive Effekte:

  • Stärkung des Verantwortungsgefühls und Pflichtbewusstsein eines Kindes.
  • Lernt ein Lebewesen anzunehmen und zu lieben, so wie es ist.
  • Lernt sich an Regeln zu halten.
  • Soziale Kompetenzen, wie etwa Empathie empfinden oder Respekt, können gefördert werden.
  • Zunahme der körperlichen Aktivität (etwa durch Spaziergänge mit einem Hund).
  • Beruhigende Wirkung (Kuscheln kann sich positiv auswirken).
  • Tiere helfen beim Stressabbau und dem Umgang mit Emotionen.
  • Intensive Bindung zu einem anderen Lebewesen.
  • Seelentröster für Kinder (einige Kindern vertrauen ihrem Haustier all ihre Geheimisse an, quasi tierische Therapeuten).
  • Fördert das Selbstvertrauen (Tiere nehmen uns so wie wir sind :)).
  • Geringeres Auftreten späterer allergischer Reaktionen (durch den Kontakt zu Haaren, Schmutz, etc. wird das Immunsystem gestärkt).
  • Beschäftigung abseits von Handy und Fernseher.

Was gegen Haustiere für Kinder sprechen könnte:

  • Die Bereitschaft gewisse Regeln einzuhalten, sowie bestimmte Aufgaben (Katzenklo säubern, Gassigehen etc.) zu übernehmen (altersabhängig), sollten auf jeden Fall beim Kind vorhanden sein.
  • Die Verantwortung hat der/die Erziehungsberechtigte. Diese/r muss sich bewusst sein, dass Kinder schnell das Interesse an den Aufgaben verlieren und die Arbeit an ihr/ihm hängen bleiben wird.
  • Der Wunsch nach einem Haustier sollte vom Kind gegeben sein. Der Erwachsene muss das Tier genauso wollen, da ein Kind niemals alle Aufgaben bewältigen kann.
  • Vom Tier könnte eine Gefahr für das Kind ausgehen.
  • Kinder (vor allem jüngere) könnten eine gewisse Gefahr für das Tier darstellen (Verletzungsgefahr durch Grobmotorik kleiner Kinder oder herumliegendem Spielzeug, Störung/Stress durch Lärm, Unberechenbare Körpersprache des Kindes für das Tier, etc.).
  • Haustiere kosten Zeit und Geld.
  • Tierhaarallergien (vorab sollten alle Familienmitglieder getestet werden).
  • Wer passt im Urlaub auf?
  • Was passiert, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Einige Tiere erreichen ein hohes Alter und bleiben meist im Elternhaus zurück.

Welches Haustier passt am besten zu unserer Familie?

Haustiere sind immer eine Bereicherung für uns Menschen, aber als Elternteil fragt man sich eventuell (auch berechtigt), ob das gewählte Haustier denn mit dem eigenen Nachwuchs kompatibel ist. Es macht natürlich einen gravierenden Unterschied, ob der Zwerghamster mal „zwickt“ oder der 40 Kg Hund beißt. An dieser Stelle muss aber erwähnt werden, dass man per se nicht von gefährlichen Rassen oder Tieren ausgehen darf. Man sieht immer wieder, dass beispielsweise auch sogenannte Listenhunde eine der liebsten und fürsorglichsten Familienhunde sein können.

Ab welchem Alter ist ein Kind bereit für ein Haustier?

Vielmehr sollte man andere Punkte in Betracht ziehen, beispielsweise das Alter des Kindes. Vor allem sehr junge Kinder haben meist noch nicht das benötigte Verständnis und Pflichtbewusstsein. Außerdem sind sie sich oft in ihrer Ausdrucksweise und Körpersprache noch nicht so sicher, was für manche Tiere verwirrend und beängstigend sein kann. Auch können kleine Kinder die komplexe Körpersprache von Tieren noch nicht lesen. Dadurch könnten eventuell Missverständnisse entstehen und dann kann es passieren, dass die Katze mal kratzt oder der Hund mal schnappt. In diesem Fall sind die Erziehungsberechtigten gefragt. Lasse dein Kind niemals unbeaufsichtigt!

Kleine Kinder bis etwa zum 4ten Lebensjahr sind in ihrer Feinmotorik noch zu wenig entwickelt und sollten vor allem kleine Tiere nur im Beisein der Eltern ansehen. Ab einem Alter von etwa 5 Jahren können Kinder bei gewissen Tätigkeiten mithelfen, ab 8-10 Jahren schon die ein oder andere Aufgaben übernehmen. Erst mit circa 14 Jahren kann das Kind die Verantwortung übernehmen (Achtung: die Pflicht der Kontrolle und Hilfe bleibt beim Erwachsenen, bis das Kind Volljährig ist).

Ab welchem Alter man das Tier einem Kind anvertrauen kann, hängt von dessen Reife und Charakter ab und gilt individuell von den Eltern/Erziehungsberechtigten zu beurteilen.

Kleine Kinder und Tiere

Es kann hilfreich sein vorab mit den Tieren von Freunden zu üben und das Kind dort mithelfen zu lassen, um zu sehen, wie groß der Wunsch nach einem Tier wirklich ist.

Lerne und übe das richtige Verhalten von Anfang an und setze Tabus: Etwa, wenn das Tier frisst, schläft oder sich verkriecht wird es in Ruhe gelassen.

Es könnte auch der Fall eintreten, dass das Kind für das Tier zur „Gefahr“ wird. Vor allem sind junge Kinder in ihren Bewegungen noch sehr unbeholfen. Da kann es schon einmal passieren, dass der kleine Hamster unabsichtlich verletzt oder gar getötet wird, wenn er zum Beispiel herunterfällt oder zu fest gehalten wird.

Kindern muss altersgerecht beigebracht werden, das Tier nicht grob anzufassen und seine Bedürfnisse zu respektieren. Ebenfalls sollte darauf geachtet werden, dass das Haustier nicht beim Mittagessen des Kindes nascht und Bauchweh bekommt.

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Kosten, Zeit und Platz

Der Zeit- und Geldfaktor ist ebenso in die Entscheidung miteinzubeziehen. Gerade Hunde und Katzen beanspruchen viel Zeit. Das bedeutet allerdings nicht, dass Nager und Co. keine regelmäßige Pflege und Zuneigung benötigen. Je größer das Tier ist, umso mehr Kosten (Futter, Tierarzt, Versicherung usw.) sind einzuberechnen.Jedes Tier benötigt ein Leben lang Pflege & Zuwendung.

Der zur Verfügung stehende Wohnraum spielt natürlich auch eine wesentliche Rolle. Katzen brauchen viele Strukturen und Klettermöglichkeiten, Hunde genügend Platz für ihre Größe. Wohnst du mitten in der Stadt, ohne Möglichkeit ausführlich Gassi zu gehen, sollte man sich überlegen, ob ein Hund artgerecht gehalten werden kann.

Auch Nagetiere, wie Kaninchen oder Meerschweinchen dürfen nicht im Käfig gehalten werden und brauchen genügend Raum.

Welches Tier und wie viele?

Manche Tiere dürfen nicht allein gehalten werden. Auch dieser Tatsache muss man sich vorab bewusst werden. Meerschweinchen, Kaninchen, Vögel und Co allein zu halten, ist nicht artgerecht. Auch Katzen, die rein in der Wohnung leben werden, bevorzugen das Leben in Gesellschaft. Die Frage, die man sich nun stellen sollte, ist die, ob man auch bereit ist, mehrere Tiere der gleichen Art aufzunehmen. Eine Mehrfachtierhaltung beansprucht demnach wiederum mehr den Geldbeutel und die eigene Zeit. Denn natürlich will kein Tier zu kurz kommen und genügend beschäftigt werden.

Welche Tiere kommen in Frage, welche weniger?

Hast du schon ein Haustier musst du dir überlegen, ob der neue Mitbewohner sich mit diesem verträgt.

Kinder als Bereicherung für Haustiere

Nicht nur Kinder können von Haustieren profitieren, auch Haustiere können von der Anwesenheit von Kindern einen Nutzen haben:

  • Meist ist bei Kindern die Bereitschaft zur Aktivität und Kreativität ausgeprägter als im Erwachsenenalter. Davon können Tiere natürlich einen großen Nutzen ziehen, indem beispielsweise mehr mit ihnen gespielt oder herumgetollt wird.
  • Erwachsene müssen sich meist vielen unterschiedlichen Dingen widmen. Neben dem Kindergarten oder der Schule haben Kinder nun mal noch nicht so viele Pflichten im Alltag. Demnach ist bei Kindern viel mehr Zeit da, um dem geliebten Haustier             Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken.
  • Man bedenke, dass gerade Hunde und Katzen in Sachen Intelligenz einem kleinen Kind in nichts nachstehen. Da ist es kein Wunder, warum sich so viele Tiere Kindern besonders nahe fühlen.

Welche Alternativen zum eigenen Haustier für Kinder gibt es?

Kommst du zu dem Entschluss kein Haustier in die Familie zu holen, gibt es ein paar Alternativen, um dem Kind die Natur und dem Wunsch nach einem Tier ein Stück weit zu erfüllen:

  • Vogel – oder Insektenhaus bauen und beobachten welche Tiere sich nähern.
  • Ausflüge in die Natur! Dort lassen sich viele Tiere von Reptilien, Vögel, Fischen, Insekten und Wildtieren beobachten.
  • Besuche bei Freunden mit Tieren.
  • Patenschaften, etwa von Tierheimtieren übernehmen.
  • Betreuung von Tieren, deren HalterInnen in der Arbeit oder im Urlaub sind.
Junge spielt mit Katze am Bett

Fazit

Kinder können im Umgang mit Tieren viel lernen. Aber auch unsere Haustiere können von Kindern profitieren. Wichtig ist nur, dass du dir vorab Gedanken machst, ob ein Tier überhaupt in deinen Familienalltag passt. Haustiere haben nämlich unterschiedliche Bedürfnisse, die nie und nimmer vernachlässigt werden dürfen. Die Verantwortung liegt immer beim Erwachsenen! Generell kann man sagen, dass Haustiere für Kinder das eigene Heim auf jeden Fall bereichern und eine besonders wertvolle Erfahrung sind.