Viele Familien sind auf der Suche nach dem idealen Familienhund. Doch gibt es den überhaupt? Welche Rassen passen in das Familienleben und ist darauf Verlass?
Was sind familienfreundliche Hunde?
Meist ist damit gemeint, dass sich der Hund gut in eine Familie einfügt. Oftmals sind auch Kinder im Spiel, was bedeutet, der Vierbeiner soll auch kinderfreundlich sein. Häufig liest man in Rassebeschreibungen von angeblich kinderlieben Hunden, die sich für Anfänger gut eignen. Ja, auch wir haben dazu Angaben, doch mit einem wichtigen Hinweis versehen. Jeder Hund ist ein Individuum und muss nicht seinem Rassestandard entsprechen. Rassen wurden zwar für bestimmte Aufgaben gezüchtet, woraus sich gewisse Merkmale erahnen lassen, jedoch muss nicht jeder Hund einer Rasse genau diesen Beschreibungen entsprechen.
Ein Teil ist Genetik, doch ein weiterer wichtiger Anteil ist die Erziehung, Erfahrungen und Persönlichkeit.
Wichtig: Um die Enttäuschung gleich vorwegzunehmen. Den perfekten Familienhund gibt es nicht!
Was zeichnet einen Familienhund aus?
Heutzutage werden hohe Anforderungen an unsere treuen Begleiter gestellt. Sie sollen sich unserem Alltag anpassen, in der Stadt entspannt an der Leine gehen, im Freilauf brav sein, mit uns schritthalten und nicht zum Schnüffeln stehen bleiben, jeden Besucher herzlich willkommen heißen, uns vor Einbrechern beschützen, Sportkameraden und Tröster sein, aufs Wort folgen, immer kuscheln wollen, usw. Familienhunde sollen zudem kinderlieb sein, also sich möglichst alles gefallen lassen, ohne sich zu wehren oder gar zu knurren.
Erwartung vs. Realität
Vielleicht merkst du schon, dass viele Dinge sehr widersprüchlich sind und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund all unsere Wünsche erfüllen kann, nicht sehr hoch ist. Stell dir vor, ein einziger Mensch in deinem Leben müsste alle Rollen einnehmen, die dir wichtig sind (Mutter/Vater, Geliebte/r, Therapeut/in, Lehrer/in, Kind, Sportkamerad/in, Freund/in etc.). Du siehst das ist ein Ding der Unmöglichkeit und darum haben die meisten Menschen auch mehrere andere Menschen in ihrem Leben, um all diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. So werden gewissermaßen alle sozialen Rollen abgedeckt.
Hunde müssen oftmals als Ersatz herhalten, wenn uns eine oder mehrere Personen im Leben fehlen oder ihre Rolle nicht nach unseren Vorstellungen einhalten. Doch ein Hund ist nun einmal kein Mensch und sollte nicht in eine Rolle gezwungen werden, die er so nicht erfüllen kann. Schon gar nicht, wenn erwartet wird viele Rollen perfekt zu ersetzen.

Was ist ein absoluter Familienhund?
Da jede Familie zudem andere Ansprüche, Vorstellungen und Lebensweisen hat, kann man keine pauschalen Rassen empfehlen. Oft liest man zum Bespiel vom Labrador oder Golden Retriever als gute Familienhunde. Viele Individuen dieser Rassen sind zwar tatsächlich kooperativ und aufgeschlossen, da sie schon lange auf diese Eigenschaften hin gezüchtet wurden, doch es sind eben auch Jagdhunderassen.
Der gefährliche Trugschluss ist, dass man im Internet die angeblich perfekte Anfängerrasse findet und denkt man müsse nichts mehr tun. Der Hund ist quasi selbsterziehend, lässt sich alles gefallen und läuft so nebenbei im Alltag mit.
Familienhunde sind kinderfreundlich
Doch gerade, wenn (kleine) Kinder im Haushalt leben sind die Bezugspersonen oft schnell überfordert, denn der Hund braucht eben doch viel Aufmerksamkeit. Kind und Hund können ein tolles Team werden. Es braucht jedoch klare Regeln für beide Seiten! Der Hund muss in seiner Körpersprache ernst genommen werden und auch das Kind braucht Bereiche für sich. Ansonsten kann das schnell ins Auge gehen. Denn auch wenn die meisten Hunde lange geduldig sind, irgendwann sagt er doch „mir reichts“. Knurrt der Hund dann und wird womöglich dafür auch noch bestraft, kann es sein, dass er irgendwann „plötzlich“ zubeißt und dann ist der Traum vom harmonischen Familienleben geplatzt.
Wie bekomme ich einen Familienhund?
Möchtest du also ein entspanntes Familienleben mit Hund gibt es einiges zu beachten.
- Welcher Hund passt in unser Leben? Haben wir genügend Zeit, Geld, Platz etc.? Rassebeschreibungen können einen ungefähren Richtwert geben, doch Garantie gibt es dafür keine.
- Welche Erfahrungen hat der Hund? Negative Erlebnisse mit Kindern wirken sich natürlich auf das Zusammenleben aus. Auch wenn der Hund noch keine Erfahrungen gesammelt hat, braucht er je nach Hundetyp, mehr oder weniger Zeit dafür.
- Ist der Hund eingezogen, heißt es klare Regeln für alle aufzustellen. Kinder müssen lernen, wann sie den Hund in Ruhe lassen sollen, wie sie mit ihm umgehen usw. Der Hund muss erstmal ankommen und Schritt für Schritt lernen, was in seinem neuen Leben bei euch wichtig ist. Es braucht Zeit ihm alle Regeln beizubringen. Mit Strenge und Gewalt kommst du nicht weit. Sei also geduldig und suche dir Hilfe von geprüften HundetrainerInnen.
- Respektiere die Bedürfnisse deines Hundes und biete ihm adäquate Alternativen für unerwünschtes Verhalten, sollte er z.B. nicht jagen dürfen.
Ob ein Hund ein geeigneter Familienhund wird hängt also unter anderem von seinem Charakter, seinen Erfahrungen, aber auch von der Erziehung ab.
Hilfe, unser Familienhund entspricht nicht den Vorstellungen.
Nicht selten weicht die Realität des Alltags mit Hund von unseren Wünschen und Erwartungen ab. Darum ist es so wichtig sich im Vorfeld ausreichend Gedanken zu machen. Hast du jetzt aber einen Hund zuhause und es herrscht Chaos, bist verzweifelt und weißt nicht weiter, gilt es rasch zu handeln.
Im ersten Schritt besorge dir professionelle Hilfe bei einem/r HundetrainerIn. Achte bitte auf die Qualifikation, da deine Probleme sonst schlimmer werden können. Je nach Problem ist auch ein/e TiermedizinerIn als AnsprechpartnerIn sinnvoll, um z.B. Schmerzen abzuklären.
Nun gilt es mittels gutem Management, intensivem Training und Geduld, die Zeit zu überbrücken, bis das Zusammenleben einfacher wird. Sollten alle Stricke reißen muss ein neues zu Hause für deinen Hund gefunden werden. Dies bedarf natürlich reiflicher Überlegung und am besten Rücksprachen mit ExpertInnen (TrainerInnen etc). Dazu findest du Infos hier: Hund weggeben.

Fazit
Ein Familienhund kann eine Familie bereichern, wenn sich ausgiebig damit beschäftigt worden ist und genügend Zeit und Liebe dem Hund zukommt. Leider gibt es den perfekten Familienhund nicht, den man sich im Bilderbuch aussucht. Häufig wird die Arbeit unterschätzt und es kommt zu Disharmonien bis hin zur Abgabe des Hundes. Um dieser Überforderung vorzubeugen, informiere dich vorab genau.