Hast du dich schon einmal gefragt, worin der Unterschied zwischen einer Kastration und einer Sterilisation liegt? Und warum sollten wir eigentlich unsere Haustiere einer dieser doch riskanten Operationen unterziehen? Welpen und kleine Katzenjungen sind doch eigentlich an Niedlichkeit kaum zu übertreffen oder was meinst du?
Warum Geburtenkontrolle? Wann ist es sinnvoll?
Sie sind tapsig, unbeholfen und erobern uns Menschen mit ihrem Kindchenschema im Nu: Welpen und Kätzchen. Also was sollte dagegensprechen, wenn man der Natur ihren natürlichen Verlauf lassen würde? Ganz einfach gesagt, das Tierwohl! Ein Blick in die Tierheime verrät nämlich, dass viele Katzen und Hunde immer noch auf ein liebevolles Zuhause warten.
Ab wann ist es nun sinnvoll? Geburtenkontrolle ist vor allem dann vernünftig, wenn sich das Tier frei in der Natur bewegt. Das betrifft vor allem Kater und Katzen, denen der Freigang erlaubt wird. Eine intakte (unkastrierte) Katze würde sich in 10 Jahren, über Generationen hinweg, auf etwa 80 Millionen Katzen vermehren. Auch Hunde, die nicht auf der Straße, sondern in menschlicher Obhut, leben können „ausbüxen“ und rasch für Nachwuchs sorgen. Falls du dich für eine empfängnisverhütende Operation bei deinem Liebling entscheidest, solltest du den Zeitpunkt des Eingriffs beachten. Frühkastrationen können nämlich ziemlichen Schaden anrichten, denn die Tiere sind noch nicht vollständig entwickelt. Auf jeden Fall sind das Alter und der Zeitpunkt des Zyklus entscheidend. Weibliche Tiere sollten in der Regel ihre erste Rolligkeit bzw. Läufigkeit durchleben dürfen. Bei männlichen Tieren verhält es sich ähnlich. Man sollte auf jeden Fall die Geschlechtsreife abwarten.
Was ist der Unterschied zwischen Sterilisation und Kastration?
Sterilisation Weibchen, Kastration Männchen? Das ist ein Irrglaube! Bei der Sterilisation wird der Transport von Eizellen und Spermien gehindert. Dabei werden die Samenleiter bei den Männchen und die Eileiter bei den Weibchen entweder verschlossen, durchtrennt oder ganz entfernt. Da die Keimdrüsen (Hoden, Eierstöcke) und die Gebärmutter bei einer Sterilisation erhalten bleiben, hat dieser operative Eingriff keinen Effekt auf die Hormonproduktion. Die damit verbundenen Verhaltensweisen und biologischen Effekte bleiben beim Tier vorhanden. Lediglich die Fortpflanzung wird unterbunden, dadurch sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.
Anders verhält es sich bei der Kastration. Hier werden die Keimdrüsen und manchmal auch Teile der Gebärmutter entfernt. Sprich die gesamten Fortpflanzungsorgane werden dem Tier entnommen. Bei männlichen Tieren ist dieser Eingriff um ein Vielfaches einfacher, da ihnen dafür nicht der Bauchraum, wie bei den Weibchen, geöffnet werden muss. Eine Kastration ist demnach eine umfangreichere Operation als eine Sterilisation, die oft mit mehr Schmerzen verbunden ist. Die meisten Eingriffe dieser Art sind Kastrationen, sterilisiert wird nicht so häufig.
Eines vorab: Ein hoher Prozentsatz aller TierhalterInnen ist der Meinung, dass sich durch eine operative Maßnahme Verhaltensauffälligkeiten beseitigen lassen. Das kann man aber so nicht sagen. Durch den Wegfall von Sexualhormonen können bestimmte Verhaltensweisen (etwa Angstaggression durch vermehrte Unsicherheit) sogar verschlimmert werden. Man hört auch immer von sogenanntem „Dominanzverhalten“ als Grund für eine Kastration. Testosteron kann eine Rolle spielen, muss es aber nicht. In den meisten Fällen muss der Grund für diese Auffälligkeiten am anderen Ende der Leine gesucht werden, denn mangelndes Vertrauen kann sich im Verhalten des Hundes widerspiegeln.
Wieviel kostet eine Kastration?
Was preislich auf dich zukommt, kann man nicht pauschalisieren. In der Regel sind diese Operationen bei weiblichen Tieren teurer, da sie aufwendiger sind. Wenn eine Kastration aus medizinischer Sicht notwendig ist (z.B. Tumore, eitrige Gebärmutter), kann es sein, dass eine private Gesundheitsversicherung für Hund und Katze dafür aufkommt. Bitte versuche nicht den billigsten Preis zu finden, denn ein ordnungsgemäßer Eingriff hat nun mal seinen Preis. Wird dabei fahrlässig gehandelt kommen später vielmehr Kosten auf dich zu.

Ablauf der Kastration
Dieser ist bei jedem Tierarzt unterschiedlich, frage dazu bitte nach, wie es in der jeweiligen Praxis gehandhabt wird. Grundsätzlich muss dein Tier für die Operation nüchtern sein, sprich am Vortag die letzte Mahlzeit bekommen haben.
In den meisten Fällen bekommt dein Liebling eine beruhigende Spritze, wird anschließend für die Operation vorbereitet (intubiert, rasiert, etc.) und in Narkose versetzt. Die Operation dauert bei männlichen Tieren im Schnitt 20-30 Minuten, bei Weiblichen bis zu einer Stunde. Hier spielen die Größe des Tieres, die Art des Eingriffes und mögliche Komplikationen (Gewebe stark durchblutet, etc.) eine Rolle. Anschließend wird dein Schatz mit Schmerzmittel und allen nötigen Medikamenten versorgt, aufgeweckt und darf wieder zu dir nach Hause (meist mit einem Body oder Halskrause versehen, denn die Wunde darf nicht beleckt werden). In den kommenden Tagen sollte Ruhe angesagt sein, um die Wundheilung nicht zu stören. Leckerli suchen, statt austoben ist angesagt. Nach etwa 10 Tagen können die Nähte entfernt werden und Normalität kehrt ein.
Kastration und ihre (möglichen!) Vorteile und Nachteile
Wie oben schon erwähnt, bleiben die Keimdrüsen bei einer Sterilisation erhalten. Diese Keimdrüsen produzieren weiterhin Hormone, die unsere Fellnasen in ihrem Verhalten beeinflussen können, dadurch ergibt sich der Vorteil der Verhütung, doch keinerlei Nebenwirkungen. Eine Kastration kann auch aus medizinischer Sicht Vorteile bringen:
Vorteile einer Kastration:
- Sichere Verhütung (kein Nachwuchs)
- Geschlechtsspezifische Erkrankungen (Scheinträchtigkeit, Mammatumore, eitrige Gebärmutter, Hodentumore, etc.) nehmen ab
- Das Risiko von Infektionskrankheiten nimmt auch erheblich ab
- Geschlechtsspezifische Verhaltensweisen (z.B. hormongesteuerte territoriale Aggression) können reduziert werden ABER an dieser Stelle muss erwähnt werden, dass eine Operation NIEMALS eine Verhaltenstherapie ersetzen kann. Wenn dein Hund im Verhalten auffällig sein sollte, empfiehlt es sich eine/n qualifizierte/n TrainerInnen zu kontaktieren
Nachteile einer Kastration:
- Eine Operation kann immer mit Komplikationen einhergehen (Narkose, Wundheilungsstörungen etc.)
- Verhaltensweisen, wie Angstaggression, können verschlimmert werden
- Zu frühe Kastrationen können negative Auswirkungen auf Psyche und Körper haben
- Vermehrter Appetit, Gewichtszunahme, Fettleibigkeit (Futter rechtzeitig reduzieren und Gewicht beobachten)
- Bewegungsunlust
- Haarstruktur kann sich verändern
- Geringe Gefahr von Inkontinenz
- Risiko für Knochen- oder Milztumor leicht erhöht
Das Wesen verändert sich in den meisten Fällen nicht, doch Garantie gibt es in der Medizin leider nie.

Fazit
Du siehst, Sterilisation ist nicht gleich Kastration. Bei beiden operativen Verfahren wird jedoch eine Befruchtung verhindert. Es gibt Vor- und Nachteile einer Kastration, jedoch sollte der Wunsch nach einer Verhaltensänderung NICHT der Grund für die Kastration sein. Es ist immer eine individuelle Entscheidung für jedes einzelne Tier und nicht per se gut oder schlecht. Mache dir, am besten mit ExpertInnen, Gedanken darüber was für dein Tier das Beste ist.