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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Ein Horrorszenario: Du gehst mit deinem Hund Gassi und bemerkst, dass dein Liebling am Wegesrand irgendetwas „gefunden“ hat und frisst. Im ersten Moment denkst du dir nichts Böses, aber nach einiger Zeit musst du leider feststellen, dass dein Hund beginnt gewisse Symptome zu zeigen. Ein Giftköder? Sollte dies wirklich der Fall sein, kann es tödlich enden. Im folgenden Artikel kannst du nachlesen, wie du dich im Ernstfall verhalten solltest, welche Symptome typisch für eine Giftaufnahme sind und worauf du bei zukünftigen Spaziergängen achten kannst.

Fakten zu Fraßködern

Wo: Die meisten Köder werden in Ballungsgebieten gemeldet. Vor allem auf öffentlichen Plätzen, Parks, Hundezonen, Spazierwegen, Im Gebüsch und leider auch im eigenen Garten.

Zur “Beruhigung”: Ein Großteil der kursierenden Giftködermeldungen sind Fake-News. Diese erkennst du daran, dass keine genauen Angaben dabei stehen. Achte also auf folgende Dinge: Ist der Verfasser bekannt, gibt es ein Datum (oft geistern jahrelang die selben Meldungen durchs Netz), passt das Bild dazu (z.B. Text: Hund hat Rattengift gefressen, Bild: Wurst mit Klingen)?

Etwa 97% der Vergiftungen sind Unfälle, durch etwa Unachtsamkeit im Haushalt, und nicht durch mutwillige Vergiftungen.

Warum werden Giftköder ausgelegt?

Was sind das für Menschen die zu solchen Taten fähig sind und warum tun sie so etwas? Was sind die Tatmotive? Auf die Frage warum HundehasserInnen Leckerlies mit Gift oder etwa Rasierklingen versehen, lässt sich nur schwer eine allgemeine Antwort finden. Doch knapp die Hälfte der Täter handeln aus Frust oder Ärger (Hundekot, vermehrtes Bellen oder generell unerzogene Hunde, führen zu diesen Emotionen). Etwa 1/5 der Täter verspüren eine generelle Abneigung gegen Hunde.

So eine Tat hat immer einen Auslöser. So gut wie niemand wacht morgens auf und tötet Tiere aus dem nichts. Meist wurden mehrfach negative Erfahrungen mit Hunden und deren Haltern gemacht. Nicht selten wohnen die Täter in der Nähe eines Hundes, mit dem es Schwierigkeiten gab.

Was passiert, wenn mein Hund Giftköder frisst?

Fakt ist, es werden immer wieder Fälle von Giftködern zur Anzeige gebracht und leider ist es auch so, dass viele Hunde an solchen „Anschlägen“ qualvoll sterben müssen. Aus diesem Grund sind rasche Maßnahmen einzuleiten, sobald du erste Anzeichen bei deinem treuen Freund entdeckst. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Genesung.

Wenn dein Hund ein oder mehrere der folgenden Symptome gleichzeitig zeigt, sollte so schnell wie möglich gehandelt werden. Achtung manche Gifte wirken erst nach bis zu zwei Wochen nach Aufnahme des Giftes, also behalte dein Tier im Auge! Wende Erste-Hilfe an und gehe unbedingt zu einer Tierklinik, einem Tierarzt:

  • Verhaltensänderungen
  • Erbrechen und Würgen
  • (blutiger oder schwarzer) Durchfall
  • Atembeschwerden: Atemnot, starkes Hecheln (10-40 Atemzüge/Min.)
  • Große oder verengte Pupillen, gerötete Augen
  • Blasses oder verfärbtes Zahnfleisch, vermehrter Speichelfluss
  • Unruhe, Tremor (zittern), Krämpfe
  • Apathie, Gleichgewichtsstörungen
  • Bewusstlosigkeit, Koma
  • Blutungen
  • Unregelmäßiger Puls (Puls messen: kleine Hunde 100-120, große 80-100)
  • Absinkende oder erhöhte Körpertemperatur (unter 38°C bzw. über 39,2°C)
  • Apathie
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Was soll ich tun, wenn mein Hund einen Giftköder gefressen hat?

Erste-Hilfe kannst du leisten, indem du zuallererst Ruhe bewahrst und folgendes beachtest:

  • Sichere und beruhige deinen Hund
  • Stabile Seitenlage, etwa bei Bewusstlosigkeit, Zunge muss heraushängen, Atemwege müssen frei liegen
  • Keinen Beißkorb oder gar Maulschlinge anlegen, die Gefahr zu ersticken wäre zu groß
  • Achtung: kein Erbrechen herbeiführen!
  • Falls dein Hund bereits erbrochen hat, sichere eine Probe für den Tierarzt
  • Lass dich zum Tierarzt fahren. Du bist in Sorge und so baut man schnell einen Unfall.

Wie kann ich die Aufnahme von Giftködern vermeiden?

  • Antigiftköder-Training: Der Hund lernt anzuzeigen, wenn er Fressbares gefunden hat. Auch „tauschen“ ist hier ein wichtiges Signal. Für Hilfe im Training TrainerIn kontaktieren. Achtung: Es reicht nicht einmal zu üben und dann nie wieder. Regelmäßiges Training ist erforderlich und selbst dabei bleibt unter gewissen Umständen ein Restrisiko bestehen.
  • Maulkorb mit Antigiftköderriemen oder Schutznetz.
  • Gefahrensituationen erkennen: dein Hund sollte im Freien nie unbeaufsichtigt sein, beobachte das Verhalten deines Hundes, nicht einsehbare Plätze, wie beispielsweise Büsche, meiden.
  • Gefahrensituationen vermeiden: Halte dich am Laufenden, ob und wo in deiner Umgebung Fälle von Giftködern gemeldet worden sind. Falls Fälle bekannt sind, erhöhe die Sicherheitsmaßnahmen, indem du deinen Hund stets an der Leine führst oder ihm einen Maulkorb anlegst.
  • Konflikte vermeiden: Hund nicht zu fremden Menschen laufen lassen, vermehrtes Bellen am Gartenzaun vermeiden, Kot entfernen, Grunderziehung, etc.

Wie erkenne ich einen Giftköder?

Findest du etwas Verdächtiges, das nach einem Fraßköder aussieht, mache ein Foto, notiere den Fundort, räume es weg (ohne es zu berühren, mit Sackerl) und melde den Fund der Polizei (Anzeige gegen Unbekannt).

Erkenne Köder

  • Bällchen aus Leberwurst oder Faschiertem
  • Gebäck, Brot
  • Feuchtfutter
  • Fleisch, Wurst, …
  • Spielzeug

oft mit… bespickt

  • Klingen, Nägel, Scherben
  • Medikamenten
  • Pestiziden, Insektengift
  • Rattengift
  • Schneckenkorn
Giftköder

Fazit

Ein wahrer Alptraum für jede/n HundebesitzerIn, der geliebte Hund hat ein mit Gift oder Rasierklingen/Nadeln gespicktes Leckerli verschluckt. Als TierfreundIn eine unvorstellbare und grausame Tat aber dennoch Realität. Fakt ist, je schneller du bei Verdacht handelst, desto wahrscheinlicher überlebt dein Hund. TOBALIE rät dir im Allgemeinen dazu, dich stets über aktuelle Vorkommnisse zu informieren und Funde bei der Polizei zu melden. Es bringt nichts sich andauernd Sorgen zu machen und panisch mit deinem Hund Gassi zu gehen, denn dieser braucht auch Freiheit in seinem Hundeleben. Doch ein gewisses Maß an Vorsorge für den Notfall ist bestimmt nicht verkehrt.