So manch ein Hund kennt 200 Spielzeuge namentlich, ein anderer kann kleinste Spuren eines Geruchs identifizieren. Unsere Hunde lernen schnell und haben viele Talente, wenn sie gefördert werden. Es liegt auf der Pfote, dass kreativ geförderte Vierbeiner ein großes Spektrum an Dingen erlernen können, denn sie haben eine enorme Lernfähigkeit. Doch wie funktioniert das bei Hunden? Wie lernen unsere geliebten Vierbeiner? Und sind Hunde glücklicher, wenn ihnen viele Tricks beigebracht werden?
Was ist Lernen?
Im Grunde handelt es sich beim Lernen um einen Prozess, bei dem neue Fertigkeiten erworben werden. Ziel des Lernens ist eine Optimierung des momentanen Zustands und dient zur besseren Anpassung eines Lebewesens an seine Umwelt. Lernen macht unseren Hunden nicht nur enorm Spaß, es ist auch überlebenswichtig. Man denke hier zum Beispiel an einen schlecht sozialisierten Hund. Wenn dieser ein Defizit in der Umsetzung sozialer Hunde-Verhaltensregeln hat, kann es schnell zu Missverständnissen kommen und etwa in einem “Streit” enden. In der Natur wäre eine Verletzung lebensbedrohlich, deshalb muss früh gelernt werden, mit welchem Verhalten man am besten durchs Leben kommt.
Wie lernen Hunde?
In der Literatur gibt es eine Vielzahl an Lernformen. Zu den bekanntesten zählt die sogenannte Konditionierung. Man unterscheidet die klassische und die operante Konditionierung
Klassische Konditionierung: Diese Lernform geschieht unbewusst und automatisch. Bekannt ist hier das Experiment des Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow. Ein Hund hat gelernt, dass auf das Geräusch einer Glocke Futter folgt. Nach ein paar Wiederholungen reicht das Glockengeräusch aus, damit der Hund Speichel produziert in der Erwartung seines Futters.
Diese Form des Lernens machen wir uns unter anderem beim Clickertraining zunutze.
Operante/instrumentelle Konditionierung: Diese Lernform erfolgt bewusst. Auf ein Verhalten folgt eine Konsequenz. Ist die Konsequenz für den Hund angenehm, wird er das Verhalten öfter zeigen. Ist die Konsequenz für ihn negativ, wird er das Verhalten weniger bzw. gar nicht mehr zeigen.
Unter positiver Verstärkung (4 Quadranten) versteht man, dass ein gewünschtes Verhalten des Hundes belohnt wird. Belohnung kann ein Stück Leckerli bedeuten, aber auch ein Spiel oder was dem Hund gefällt. Dadurch macht der Hund die Erfahrung, dass Lernen Spaß macht.
Bestimmtes Verhalten zu bestrafen (aversive Trainingsmethoden), also mit der sogenannten positiven Bestrafung zu arbeiten, ist weder zielführend noch artgerecht und der Spaß bleibt auf der Strecke. Denn der Hund hat permanent Angst etwas falsch zu machen und dafür bestraft zu werden. Angst bedeutet Stress und unter diesem kann man sich bekanntlich nichts merken.
Auch gibt es das Lernen durch Nachahmung, dein Hund sieht einem Anderen beim Buddeln zu und entwickelt plötzlich selbst großen Spaß deinen Garten umzugraben.

Lernen will gelernt sein!
Wenn Hunde regelmäßig Neues lernen, haben sie auch ein größeres Verhaltensspektrum, um mit Gegenständen, aber auch in Situationen variabel zu interagieren. Ein in dem Bereich geförderter Hund, wird einen (neuen) Gegenstand etwa mit der Nase anstupsen, mit der Pfote berühren, ins Maul nehmen oder ihn herumschieben. Je mehr Möglichkeiten er übt, desto spezifischer kann er seine Reaktionen an die Umwelt anpassen und desto mehr Verknüpfungen werden im Gehirn erstellt.
Einem Hund, der nicht gelernt hat Neues zu lernen, kann man auch nur schwer in kurzer Zeit einen neuen Trick beibringen. Dieser wird sich auch anders verhalten, wenn er auf einen (neuen) Gegenstand trifft. Eventuell wird er sich dem Ding eine Spur nähern, ihn ansehen, ihn anstupsen oder Ähnliches. Aber nie in dem Ausmaß, wie es ein Hund tun würde, der regelmäßig Neues lernt. Viele Hunde sind auch durch dieses „Tu etwas damit“ völlig überfordert und reagieren etwa mit unsicherem Verhalten. Sie konnten schlicht zu wenige Erfahrungen im Lösen von „Problemen“ machen und haben daher keine Idee, wie sie reagieren sollen.
Hunde lernen in Verknüpfungen, umso mehr „Bahnen“ das Gehirn ausbildet, umso flexibler ist dein Schatz. Auch können sie Generalisieren, sprich verallgemeinern. Vorwiegend lernen sie in Bildern und kontextbezogen. Fällt dem Hund ein Apfel am Kopf und er sieht dabei gerade einen Hasen übers Feld laufen, kann es sein, dass er in Zukunft alle Hasen meidet.
Was sind die richtigen Vorrausetzungen zum Lernen?
Ein gestresster und müder Hund wird weniger Freude am Lernen neuer Tricks haben, als ein entspannter und ausgeglichener Hund. Was sollte noch beachtet werden?
- Die Stimmung (auch deine) sollte entspannt sein und dein Hund sollte sich “in Sicherheit” wissen.
- Ein zu satter Hund wird kaum mit Leckerlis zu motivieren sein, ein zu hungriger Hund kann sich nicht konzentrieren können.
- Spielerisches Lernen macht immer mehr Spaß.
- Motivation. Dein Hund soll immer mit Begeisterung und positiver Erwartungshaltung im Training sein.
- Zu viele Ablenkungen (optische oder akustische Reize) können die Konzentration beeinflussen.
- Ein kranker oder verletzter Hund sollte sich erstmal auskurieren.
- Auf die Wiederholungen kommt es an. Es braucht einige hunderte in verschiedenen Situationen, um ein Verhalten sicher zu festigen.
- Und auf die Länge der Trainingseinheit. Besser mehrmals am Tag für wenige Minuten.
- Timing. Etwa eine Sekunde hast du Zeit zum Belohnen, danach verknüpft der Hund es nicht mehr mit dem Verhalten, welches du Belohnen wolltest.
- Genauso wie die Freiwilligkeit Dinge zu tun. Mit Zwang erreicht man nur wenig.
- Regelmäßige Pausen.
- Kleine Schritte führen zum Erfolg.
- Belohnungen in jeglicher Form, sind das A und O.
- Aufhören, wenn es am schönsten ist. Schließe ein Training immer mit einer positiven Erfahrung ab. Beende es nicht plötzlich, baue ein Signal für „Schluss“ ein.
- Viel Geduld, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Ein Hund, dem bislang nur wenig beigebracht wurde, wird auch nicht innerhalb eines Tages kein Trick-Profi. Man darf von einem Hund, der sonst nie irgendein Problem lösen muss oder alternative Verhaltensweisen zeigen soll, nicht verlangen, dass er in Lichtgeschwindigkeit diverse Kunststückchen lernt. Man muss sich daher langsam an dieses Thema herantasten, weil auch wir Menschen uns viele neue Verhaltensweisen angewöhnen müssen, wenn wir erfolgreich mit unseren Hunden trainieren möchten. Für Neueinsteiger heißt es daher klein anfangen, geduldig mit dem Vierbeiner und vor allem sich selbst zu haben.
Am besten du nimmst dir am Anfang eine/n TrainerIn zur Seite, die/der dich unterstützt. Denn gerade in der ersten Zeit schleichen sich gerne Fehler ein, die ein Außenstehender besser sieht.
Sind Hunde glücklicher, wenn sie regelmäßig Neues lernen?
Wie oben erwähnt, sind Hunde, die öfters Neues lernen, meist kreativer im Lösen neuer Aufgaben. Aber sind sie auch glücklicher? Sind Hunde unglücklicher, wenn ihnen weder Suchspiele noch Intelligenz-Holzspielzeuge angeboten werden oder sie nicht regelmäßig neue Tricks lernen dürfen? Wenn der Hundealltag aus ein bisschen spazieren gehen, ein bisschen Hundezone, kuscheln und Bällchen werfen besteht?
Was nun besser für unsere besten Freunde ist, kann man nie pauschalisieren. Hunde, die keinerlei kreative Förderung erfahren sind deshalb nicht automatisch schlechter dran. Manch ein Vierbeiner ist eher faul und lebt lieber ein gemütliches Hundeleben. Ein anderer hat Energie ohne Ende und möchte gefordert werden. Wichtig ist, dass dein Liebling die Auslastung bekommt, die er benötigt. Wenn sich Verhaltensänderungen zeigen, könnte es sein, dass dein Schatz eventuell unterfordert oder auch überfordert ist.
Ein paar Basics sollte jedoch jeder Hund lernen, der mit uns Menschen lebt, um entspannt in der Gemeinschaft leben zu können und sich und andere nicht in Gefahr zu bringen. Dazu zählt unter anderem der sichere Rückruf.

Fazit
Lernen kann unseren intelligenten Vierbeinern enormen Spaß bereiten. Aber auf das wann, wo und wie kommt es an. Ein Hund der regelmäßig neue Tricks lernt, ist im Umgang mit neuen Aufgaben meist routinierter und kreativer, jedoch nicht automatisch glücklicher. Die Devise lautet demnach: Jeder Hund ist ein Individuum, auf den individuell eingegangen werden muss. Jeder Hund sollte nach seinen Bedürfnissen gefördert werden, damit er und du ein ausgeglichenes Leben leben könnt.