TOBALIE

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Praxis KaWa verfasst.

Trauernde befinden sich in einem Ausnahmezustand, der sehr belastend ist. Jeder Mensch trauert unterschiedlich und erlebt Kummer auf seine eigene Art. Die Trauer um ein geliebtes Tier kann dabei ebenso schmerzhaft sein, wie um einen geliebten Menschen.

Besonders Tierhalter, die selbst die Entscheidung zum Einschläfern ihres Tieres treffen mussten, leiden unter dieser zusätzlichen Bürde. Egal ob Haut, Fell, Federn, Schuppen oder Flossen: Für den Verlust eines geliebten Wesens, mit dem man sein Leben geteilt hat, gibt es keinen Maßstab. Es ist dabei unwichtig wie lange die gemeinsame Zeit war, denn auch eine kurze Zeit des Miteinanders kann sehr intensiv sein. Jeder geht mit seinem Leid anders um. Es geht vor allem um die Leere, die das geliebte Wesen nach dem Tod hinterlässt.

Was sind die Trauerphasen und wie kannst du damit umgehen?

Trauer braucht seine Zeit

Um Trauer gut verarbeiten und bewältigen zu können, benötigt es Zeit und Raum. Dies funktioniert nur dann, wenn der Verlust sozial anerkannt ist. Viele Menschen stoßen mit ihrer Trauer um ein verstorbenes Tier in ihrem Umfeld auf wenig Verständnis. Der Verlustschmerz wird dabei häufig verharmlost, die Trauer um „nur“ eine Katze oder einen Hund als übertriebene Reaktion abgewertet.

Menschen „ohne Recht“ zu trauern leiden im Verborgenen und fühlen sich mit ihrem Schmerz allein gelassen und ausgegrenzt. Bevor das passiert, sollte man sich lieber an eine psychologische Beratung wenden oder eine Trauerbegleitung speziell für Tierhalter suchen.

Denn es ist völlig normal, um einen tierischen Begleiter zu trauern und Schmerz und Kummer zu fühlen!

Was kann man für trauernde tun?

Trost und Rücksichtnahme. Falscher Trost kann jedoch den Kummer eines Trauernden noch verschlimmern. Worte wie: „Es war ja nur eine Katze.“, „Kauf dir doch ein neues Kaninchen.“ oder „Hol dir einfach einen neuen Hund aus dem Tierheim.“ schmerzen die Betroffenen zusätzlich und sind weder feinfühlig noch hilfreich. Bei der Trauer um einen Menschen würden solche Kommentare zu Recht Empörung hervorrufen.

Solches Unverständnis führt im Gegenteil dazu, dass Trauernde sich mehr und mehr zurückziehen und gar nicht mehr über ihren Kummer sprechen. Sie kommen sich möglicherweise lächerlich vor oder denken sogar sie wären nicht „normal“. Die Trauer wird vor anderen versteckt, statt verarbeitet zu werden. Man spricht dann von verschleppter Trauer. Wer sich seinen Schmerz nicht von der Seele reden kann und seine Trauer nicht richtig verarbeitet, kann auch noch Jahre später unter dem Verlust leiden.

Scham und Schuld

Niemand sollte sich seiner Tränen um einen verlorenen Vierbeiner schämen müssen. Ein Tier kann und darf genauso viel Platz in unseren Herzen einnehmen wie ein Mensch. Die Beziehung zu unseren geliebten Fellnasen kann uns mit genauso viel Liebe und Freude – und eben auch Trauer – erfüllen, wie die zu einem Menschen.

Neben der Scham tritt bei Trauernden auch oft das Phänomen der Schuld auf. Besonders dann, wenn es um Euthanasie geht. Fragen wie: „War es zu früh?“, „Habe ich zu lange gewartet?“, „Habe ich alles versucht?“ oder „Habe ich meinen Schatz mit den Behandlungsversuchen gequält?“ belasten unsere Seele stark. Leider gibt es immer Platz für Zweifel und Selbstvorwürfe. Entscheidet man sich für die eine Option, fragt man sich, ob die andere nicht doch besser gewesen wäre. Ein einfühlsamer Tierarzt kann diese Gewissenslast durch Erfahrung und medizinisches Fachwissen ein wenig erleichtern.

In der ersten Zeit der Trauer kann auch ein schlechtes Gewissen aufkommen, wenn man fröhlich ist und den verstorbenen Vierbeiner mal für ein paar Augenblicke vergisst. Auch die wiedergewonnene Freiheit zu genießen, nachdem man seinen kranken Liebling eine lange Zeit begleitet hat, kann schwere Gewissensbisse hervorrufen. In solchen Fällen sollte man professionelle Unterstützung in Form einer Trauerbegleitung in Anspruch nehmen, statt sich deshalb schuldig zu fühlen. Liebe und Mitgefühl für ein geliebtes Tier sind niemals Grund für Scham.

Wie heißen die Phasen der Trauer?

Trauerphasen-Modell nach Verena Kast. Trauer verläuft individuell und sehr komplex. Man kann von einer Phase zur anderen springen und wieder zurück. Wie oft man diese Phasen durchläuft oder wie lange eine einzelne Phase dauert ist ebenfalls nicht festzulegen. Das Wissen um diese Phasen der Trauerarbeit hilft uns dabei unsere Gefühle besser zu verstehen.

1. Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen

Unmittelbar nach dem Verlust steht der Trauernde unter Schock. Viele Tierhalter fühlen sich dann verzweifelt oder leugnen ihren Verlust sogar. Diese Trauerphase bildet den Anfang des Trauerprozesses. Sie kann wenige Stunden, aber auch Tage oder mehrere Wochen dauern.

2. Phase: Aufbrechende Emotionen

Gefühle wie Wut, Schmerz und Zorn machen sich Luft. Aggressionen gegen sich selbst, gegen den Tierarzt oder sogar gegen das verstorbene Tier können hervorbrechen. Viele Trauernde werden auch von Schuldgefühlen oder der Frage geplagt, ob sie alles „richtig“ gemacht haben. Je nachdem, wie innig die Beziehung war, kann diese Phase Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern. Auch können die Umstände des Todes beim Verlauf dieser Phase eine Rolle spielen.

3. Phase: Suchen und Sich-Trennen

In dieser dritten Phase der Trauer findet eine innere Auseinandersetzung mit dem verstorbenen Tier und seinem Tod statt. Die Trauernden lassen gemeinsame Erlebnisse Revue passieren und nehmen bewusst Abschied von ihrem Liebling. Diese Trauerphase kann schön, aber auch sehr schmerzhaft sein. Auch diese Phase kann unterschiedlich lange dauern. Im weiteren Verlauf entscheiden sich die Trauernden, je nachdem wie gut oder wie schnell die Verarbeitung erfolgt, ob sie den nächsten Schritt machen möchten.

4. Phase: Neuer Selbst- und Weltbezug

In der letzten Trauerphase stellt sich nach und nach innerer Frieden ein. Der Schmerz tritt vermehrt in den Hintergrund. Der Trauernde hat den Verlust akzeptiert und kann nun beginnen, neue Pläne zu schmieden und zu gestalten. Die Erinnerung bleibt jedoch ein wichtiger Teil im Leben.

Welche Rituale unterstützen die Trauerbewältigung?

Trauerrituale und Übungen können in schweren Zeiten Halt und Stütze geben. Sie wirken dabei sowohl auf der bewussten, aber vor allem auch auf einer unbewussten Ebene. Solche Rituale können so frei und individuell gestaltet werden, wie man möchte, denn jedem hilft etwas Anderes.

  • Eine Kerze anzünden
  • Wenn dein Tier zu Hause gestorben ist oder du es nach Hause mitgenommen hast: Fenster öffnen, damit die Seele frei „fortfliegen“ kann
  • Einen Pfotenabdruck in Gips nehmen oder andere Andenken machen lassen
  • Abschied nehmen: mit Worten, einem Brief, bestimmten Handlungen
  • Erinnerungen austauschen, erzählen
  • Grabbeigaben (Lieblingsspielzeug, Lieblingsessen, …)
  • Trauerfarbe tragen
  • Symbol für die Trauer bei sich tragen
  • Schreien, Klagen, Weinen
  • Strauch oder Blume pflanzen
  • Tier in seine Lieblingsdecke oder ähnliches wickeln
  • Gedanken und Gefühle aufschreiben, Trauertagebuch führen
  • Trauergedichte lesen
  • Trauerzeremonie (auch ohne Bestattung möglich)
  • Meditation
  • Ein Erinnerungsbuch gestalten, Erinnerungsstücke behalten und Bilder aufhängen

Möchtest du Hilfe bei der Trauerbewältigung wende dich an eine psychologische Betreuung. Auch eine Tierkommunikation kann helfen, in Frieden Abschied zu nehmen.

Tier Friedhof

Fazit

Manche Menschen entwickeln besonders dann Probleme bei der Trauerbewältigung, wenn sie in ihrem Umfeld auf Unverständnis und wenig Anerkennung stoßen. Dadurch gerät die Trauerarbeit ins Stocken und es kommt zu einem Rückschritt. Viele bleiben dann in früheren Trauerphasen stecken. Um den Schmerz und die Traurigkeit über den Verlust deines geliebten Schatzes in Ruhe aufzuarbeiten, braucht es Zeit und Geduld. Bedenke, dass die Zeit auf deiner Seite ist. Wenn du es schaffst dir deine Trauer zuzugestehen und den schmerzlichen Verlust in dein Leben zu integrieren, wirst du bald mit Liebe und Freude an deinen vierbeinigen Liebling zurück denken können und dich an die schönen Momente mit ihm erinnern.