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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Altbewährtes währt nicht immer am längsten. So verhält es sich auch mit verschiedenen veralteten Aussagen über Katzen, sowie über unzeitgemäße Annahmen, wie man Katzen erziehen kann bzw. sollte. Hier werden altbekannte “Weisheiten” rund um den Stubentiger genau unter die Lupe genommen und nach dem neuesten Erkenntnisstand richtiggestellt. Damit du deine Katze artgerecht und liebevoll erziehen kannst.

Aus Alt mach Neu: 10 Mythen rund um die Katze

1: Katzen sind Einzelgänger

Gerücht: Katzen sind Einzelgänger.  

Fakt: Katzen sind sehr soziale Tiere. Zwar genießen einige unter ihnen die alleinige Sonderstellung innerhalb ihrer Familie und jagen in der Regel lieber alleine, allerdings brauchen und lieben viele Katzen die Anwesenheit ihrer Spiel- und Schmusegefährten. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir Menschen kein adäquater Ersatz für einige sein können. Wenn die Katze genug Zuwendung und Aufmerksamkeit seitens seiner Menschen bekommt, ist ein Zweittier nicht immer notwendig. Das ist ganz von der jeweiligen Katze abhängig.

2: Katzen brauchen wenig Aufmerksamkeit und Beschäftigung

Gerücht: Oft hört man diesen Satz etwa folgendermaßen: „Ich habe zu wenig Zeit für einen Hund, darum nehme ich mir eine Katze, die ist pflegeleicht.“ Viele Menschen glauben, dass Katzen viel weniger Beschäftigung, Pflege und Zuwendung brauchen als Hunde.

Fakt: Katzen sind zwar in der Regel meist selbstständiger als Hunde, das bedeutet aber nicht, dass man sich mit ihnen kaum bis gar nicht beschäftigen muss.

Im Gegenteil, chronisch unterforderte Katzen neigen zu Verhaltensauffälligkeiten und depressiven Verstimmungen. Wer nicht regelmäßig Zeit für seine Samtpfote aufbringen kann, sollte das passende Haustier noch einmal überdenken. Auch mit einer Zweitkatze ist es nicht getan, da jede Katze für sich deine Aufmerksamkeit braucht. Im Prinzip also doppelte Arbeit mit dem Vorteil, dass sich die Katzen untereinander zu Spiel – und Schmuseeinheiten haben (Vorausgesetzt sie verstehen sich). Hast du einmal weniger Zeit, ist ein/e  TiersitterIn zu empfehlen.

3: Milch gehört zu einer gesunden Katzenernährung

Gerücht: Milch ist gesund für Katzen. Täglich ein Schüsserl trägt zu einer ausgewogenen Ernährung bei.

Fakt: Vor allem Kuhmilch ist für Katzen nicht geeignet, da Katzen v.a. im Erwachsenenalter laktoseintolerant sind (Ab dem Zeitpunkt der Entwöhnung). Kitten haben zwar noch das Enzym (Laktase), mit dem sie die Kuhmilch verdauen können, aber auch sie sollten nach Möglichkeit keine Kuhmilch trinken. Viele bekommen davon Durchfall. Wenn du deiner Mieze trotzdem Milch geben möchtest, achte darauf, dass es sich um spezielle laktosefreie Katzenmilch handelt. Allerdings ist Katzenmilch ein kalorienreicher Snack, der sehr selten angeboten werden sollte.

4: Schnurren ist immer Zeichen von Wohlbefinden

Gerücht: Wenn die Katze schnurrt, geht es ihr rundum gut.

Fakt: Schnurren kann nicht nur allgemeines Wohlsein ausdrücken, Katzen schnurren auch um beispielsweise den eigenen Heilungsprozess anzukurbeln. Durch die Vibrationen im Körper können diverse Beschwerden, wie Schmerzen oder allgemeines Unwohlsein gelindert werden. Auch wenn die Katze Angst hat oder unter starkem Stress steht, kann Schnurren eine beruhigende Wirkung haben. Achte also immer auf die Situation, um das Schnurren richtig zu interpretieren.

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5: Katzennase in den Urin tauchen

Gerücht: Wenn sich der Stubentiger an ungewollten Stellen in der Wohnung erleichtert, empfiehlt es sich sein Näschen in den Urin zu drücken, um das Verhalten abzustellen.

Fakt: Nicht nur, dass die Nase in den Urin zu tunken grausam und nicht tierschutzkonform ist, könnte es passieren, dass dein Liebling große Angst vor dir bekommt und beginnt sein Geschäft heimlich zu verrichten. Sollte mal ein Hoppala passieren, versuche es ohne großes Aufsehen versteckt zu beseitigen. So lernt dein Kätzchen keine Aufmerksamkeit für dieses Verhalten zu bekommen. Außerdem solltest du die Gründe für die Unsauberkeit ergründen, die so nebenbei sehr vielseitig sein können.

6: Katzen erziehen lohnt sich nicht

Gerücht: Katzen kann man nicht erziehen. Signale, wie Sitz, Komm und Bring sind nur was für Hunde.

Fakt: Ein ziemlich hartnäckiges Gerücht bezieht sich auf die Belehrbarkeit von Katzen. Sie sind nicht nur überaus intelligente Tiere, sondern auch in der Regel sehr neugierig und lernwillig. Mit viel Geduld, Konsequenz gepaart mit viel Lob und Liebe sind Katzen durchaus erziehbar. Die meisten Stubentiger schätzen die Abwechslung sogar sehr und sind überaus lernwillig und mit Freude beim Training dabei.

Tipp: Clickertraining

7: Alle Katzen aus Tierheimen sind vorbelastet

Gerücht: Ein erwachsenes Tier aus dem Tierheim zu adoptieren ist schwierig, da diese Katzen alle Verhaltens- und Wesensstörungen aufweisen.

Fakt: Leider ist dieser Irrglaube noch in vielen Köpfen fest verankert und die Tierheime platzen aus diesem Grund z.T. aus allen Nähten. Nicht jedes Kätzchen aus dem Heim o.Ä. hat automatisch schlechte Erfahrungen gemacht oder ist schwer traumatisiert. Natürlich gibt es Einzelschicksale, bei denen das unglücklicherweise der Fall ist, allerdings gibt es so viele liebenswerte und bezaubernde Kätzchen die einen fixen Platz in einer liebenden Familie mehr als verdient haben.  So nebenbei können auch Katzen, die es bislang schwer in ihrem Leben hatten, mit viel Geduld und Liebe ebenso wieder Vertrauen fassen und rundum aufblühen. Adopt, don’t Shop!

8: Alle Katzen sind wasserscheu

Gerücht: Katzen mögen Wasser nur in ihrem Trinkschüsserl oder Brunnen. Nass zu werden ist jeder Katze ein Graus.

Fakt: Zwar gibt es einige Katzen, die durchaus Wasser meiden und es gar nicht toll finden, wenn sie nass werden. Allerdings trifft das nicht auf alle Katzen zu. Manche Artgenossen unter ihnen sind von Natur aus sogar wahre Wasserratten und lieben es mit Wasser zu spielen oder gar schwimmen zu gehen. Etwa der Bengale muss laut Tierhaltungsverordnung ein Wasserbecken zur Verfügung haben.

9: Katz und Hund sind stets Rivalen

Gerücht: Hunde und Katzen haben eine unterschiedliche Körpersprache, deshalb ist eine Freundschaft ausgeschlossen.

Fakt: Es stimmt, dass Hund und Katz auf verschiedene Weise mit ihren Artgenossen kommunizieren. Dennoch ist eine innige Freundschaft der beiden Tierarten nicht auszuschließen. Vielmehr ist Zeit und Geduld wichtig, um sich gegenseitig kennenzulernen, sich deuten zu lernen und eben ein Verständnis füreinander zu entwickeln. Ob sie sich verstehen hängt von vielen Faktoren ab, etwa ob sie die andere Art je kennengelernt haben, welche Erfahrungen gemacht wurden, ob es Rückzugsmöglichkeiten gibt, aber auch vom Charakter und vielem mehr. Es gibt unzählige Beispiele, wo Hund und Katz unzertrennlich sind und wahre Tierfreundschaften entstanden sind.

10: Reine Wohnungskatzen sind unglücklich

Gerücht: Alle Katzen brauchen den Freigang in die Natur.

Fakt:  Man kann nicht generell sagen, dass sich eine reine Wohnungskatze unglücklich fühlt, weil ihr der Gang ins Freie verwehrt wird. Katzen sind Gewohnheitstiere, die eine gewohnte Tagesstruktur bevorzugen. Falls es die Katze bisher gewöhnt war nach draußen zu dürfen, wird sie es vermutlich vermissen, wenn sie es plötzlich nicht mehr darf. Für reine Wohnungskatzen gilt, dass sie regelmäßig geistig, wie körperlich ausgelastet werden sollten und das in einem größeren Ausmaß als Freigängerkatzen. Wenn all die Bedürfnisse der Katze sonst artgerecht erfüllt werden, wird dein Schmusetiger glücklich und zufrieden sein.

Moderne Katzenerziehung

In der modernen und v.a. gewaltfreien Katzenerziehung wird hauptsächlich über die positive Verstärkung trainiert. Die Katze soll verstehen was wir von ihr wollen und in ihren Stärken gefördert werden. So kann man Katzen erziehen. Fest steht, dass Gewalt und Unterdrückung in der Erziehung von Katzen endgültig der Vergangenheit angehören müssen. Nur so ist ein harmonisches Zusammenleben möglich.

Setze dich also mit der Körpersprache deiner Katze auseinander, achte auf ihre individuellen Bedürfnisse und suche dir bei Bedarf eine/n geprüfte/n KatzentrainerIn.

Katzenspiel

Fazit

Leider sind immer noch gewisse fälschliche Annahmen über Katzen und wie man Katzen erziehen sollte in den Köpfen mancher Menschen tief verwurzelt. Durch solche Mythen wird man der Katze nicht gerecht. Glücklicherweise hinterfragen wir Menschen unser Handeln immer mehr und widerlegen oft veraltete Denkmuster. Glaube also nicht alles, was du über die Erziehung von Katzen hörst und informiere dich. Ein Hoch auf unsere Samtpfötchen!