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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Ein Hundebiss ist für alle Beteiligten sehr unschön. Was tun, wenn der Hund zugebissen hat? Welche Folgen hast du als HalterIn zu erwarten, wenn dein Hund einen anderen Hund oder gar einen anderen Menschen verletzt hat? Was tun, wenn du selbst Opfer eines Hundebisses wirst?

Ein Hundebiss ist eine schmerzhafte und problematische Angelegenheit, die für alle Beteiligten enorm belastend ist. Wie kann ich mich im Ernstfall selbst schützen bzw. einen Biss verhindern? Kann ich es vorab an der Körpersprache des Hundes erkennen? 

Was sind die Folgen von Bisswunden?

Da Hunde über eine enorme Bisskraft und über spitze Fang- und Reißzähne verfügen, können sie im Falle eines Bisses sehr schmerzhafte bis hin zu lebensbedrohlichen Wunden zufügen. Die Größe der Bisswunde ist natürlich von der Größe des Hundes abhängig.

Dennoch können auch Bisse von kleineren Hunden ernste medizinische Probleme verursachen, da durch Bakterien im Maul des Hundes diverse Krankheitserreger übertragen werden können (beispielsweise Tollwut). Derartige Wunden entzünden sich auch schnell und führen nicht selten zu hartnäckigen Infektionen, die medikamentös behandelt werden müssen.

Abgesehen von der Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern, müssen vor allem größere Wunden professionell gereinigt, versorgt und eventuell genäht werden. Bei Verletzungen der Sehnen, Gelenke, Knochen etc. müssen unter Umständen sogar Operationen vollzogen werden.

In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um Hautabschürfungen oder leichte Quetschungen.

Die Folgen beschränken sich auch nicht nur auf körperliche und ästhetische Auswirkungen (Narbenbildung etc.). Egal ob Mensch oder Tier gebissen wurde, die Psyche kann nach so einer traumatischen Erfahrung ebenfalls enorm leiden (Angststörung, Wesensveränderungen usw.).

Ist ein Hundebiss meldepflichtig?

Neben den oben erwähnten körperlichen und psychischen Folgen eines Hundebisses, sind auch eventuelle rechtliche Konsequenzen nicht auszuschließen. Vor allem dann, wenn dein eigener Hund einen anderen Menschen gebissen oder anders verletzt hat. Es kommt aber immer auf die Umstände an, wie es zu diesem Beißvorfall gekommen ist. Die Rechtslage ist individuell zu beurteilen.

Wenn ein Mensch gebissen wurde und die Polizei nicht schon verständigt wurde, wird dies spätestens im Krankenhaus/beim Arztbesuch gemacht. Dabei muss es sich nicht einmal um eine Bissverletzung handeln, bei einem Kratzer o.Ä. wird automatisch immer eine Strafanzeige gestellt, da es sich rechtlich gesehen um eine Körperverletzung handelt. Auch mit Schmerzensgeldforderungen sollte gerechnet werden.

Wenn dein Hund einen anderen Hund gebissen hat, fällt dies (in Österreich) unter Sachbeschädigung. Hier würde beispielsweise deine Haftpflichtversicherung eingreifen.

Wenn sich in weiterer Ermittlung ergeben sollte, dass die laut dem Tierschutzgesetz vorgegeben Sorgfaltspflichten (Alkoholverbot, Hundeführschein, allgemeine Gesetzeslage) des Halters/der Halterin nicht eingehalten wurden, können auch weitere Maßnahmen (Wegnahme des Tieres, diverse Auflagen vom Veterinäramt, Euthanasie in besonders schlimmen Fällen…) eingeleitet werden.

Nach einer Bissverletzung wird auch immer eine Bestätigung über eine aktuelle Tollwutimpfung des Hundes verlangt. Ist der Hund nicht geimpft, wird eine Blutuntersuchung bzw. eine Titerbestimmung veranlasst und der Hund in dieser Zeit (10 Tage) in Quarantäne geschickt. Die erste Untersuchung muss direkt nach dem Bissvorfall erfolgen, die letzte nach den 10 Tagen. Während dieser Beobachtungszeit darf der Hund nicht abgegeben oder gar getötet werden.

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Was tun nach einem Hundebiss?

  • In erster Linie gilt es Abstand zu dem Hund zu gewinnen der gebissen hat, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
  • Tausche Kontaktdaten mit dem/der HundehalterIn aus, um für weitere Schritte in Kontakt zu sein. Notfalls von Zeugen Kontaktdaten erbitten.
  • Wurde jemand verletzt, fahre so schnell wie möglich zum Arzt bzw. Tierarzt.
  • Hat dein Hund gebissen, melde es der Polizei und folge den weiteren Anweisungen (Tierarztbesuch zwecks Tollwutüberprüfung, etc.).

Hat dein Hund gebissen, reflektiere die Situation, um die Ursache herauszufinden. Dein Hund hat nun die Erfahrung gemacht, durch beißen zum Erfolg zu kommen. Hier ist es ratsam eine/n geprüfte/n HundetrainerIn zu Rate zu ziehen, um solche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden. 

Wie wird ein Hund nach dem Hundebiss versorgt?

Erste Hilfe:

  • Ist der gebissene Hund ansprechbar? Rede ruhig mit ihm und gib ihm Sicherheit.
  • Achtung: im Schock und unter Schmerzen könnte dich auch dein eigener Hund beißen.
  • Stark blutende Wunden stillen. Mit einem Tuch oder Notfalls mit dem Finger ein paar Minuten fest draufdrücken oder einen Druckverband anlegen.
  • Ab zum Tierarzt! (auch bei kleineren Wunden)

Wie kann man einen Hundebiss verhindern?

Neben einer guten, liebevollen Erziehung kann man präventiv einige Maßnahmen setzen, um einen Biss zu vermeiden:

Auf Warnsignale des Hundes achten: Anhand der Körpersprache des Hundes kann man so einiges ablesen. Wenn der Hund beginnt zu knurren, seine Lefze hochzuziehen, die Zähne zu fletschen, die Ohren anzulegen, das Fell zu sträuben oder sich zurückzuziehen, solltest du auf Abstand bleiben und Ruhe bewahren.

Hundesprache erkennen und ernst nehmen: Wir übersehen oft kleine Signale und leider wird manchen Hunden verboten ihr Unwohlsein zu äußern, etwa durch Knurren. Die Eskalationsstufen zeigen, dass dem Hund früher oder später nur noch das Zubeißen bleibt, wenn alle anderen Kommunikationsversuche gescheitert sind.

Auf deine eigene Körpersprache achten: Manche Bewegungen könnten vom Hund als Bedrohung wahrgenommen werden, wie das Hinüberbeugen bei der Begrüßung oder der direkte Blick in die Augen des Hundes. Auch lautes Schreien wirkt für manche Hunde bedrohend.

Miteinander raufende Hunde richtig trennen: Das ist mitunter einer der häufigsten Gründe, warum es zu einem Beißvorfall kommt. In der Hitze des Gefechts, merkt dein Liebling nicht, wen er da eigentlich beißt.

Kinder sollten nie unbeaufsichtigt mit Hunden spielen: Auch im Laufe eines anfänglich harmlos scheinenden Spiels, kann sich die Stimmung bei einem Hund schnell ändern und er sich plötzlich bedroht fühlen. Generell empfiehlt es sich Kinder im Umgang mit Hunden vorab zu schulen.

Beim Fressen nicht stören bzw. in die Schüssel greifen: Hier kann es zur Ressourcenverteidigung kommen. Einige Hunde reagieren auch ziemlich harsch, wenn man versucht ihnen ihr Spielzeug wegzunehmen. Dies ist prinzipiell ein ganz natürliches Verhalten, wenn der Hund nicht gelernt hat, dass es nicht schlimm ist Dinge herzugeben.

Fremden Hunden langsam nähern: Schnelle Bewegungen oder das direkte Zulaufen, können für manche Hunde als gefährlich gelten. Auch wenn sich Hunde bedrängt fühlen, Angst haben oder unter Stress stehen ist die Bissgefahr erhöht.

Nie ungefragt fremde Hunde anfassen: Das ist nicht nur äußerst unhöflich, es kann auch zur Gefahr werden.

Vorsicht auch bei Muttertieren und ihren Welpen: Eine Mutterhündin verteidigt ihre Welpen. Manche Muttertiere empfinden es als bedrohend, wenn man sich ihren Jungen nähert.

Verhaltensänderungen nicht übersehen: Auch aus Schmerzen kann ein Hund beißen. Berührst du oder auch ein Artgenosse eine schmerzende Stelle, kann der Hund schon mal mit einem Biss reagieren. Zeigt dein Hund eine Änderung in seinem Verhalten, solltest du dies tierärztlich abklären lassen, um gröbere Schmerzen zu vermeiden.

Achtsam sein: Die meisten Unfälle entstehen durch bekannte Hunde (Familienhund, von Freunden, etc.), meist aus Unachtsamkeit.

Fazit

Mit Bisswunden ist nicht zu spaßen. Abgesehen von den starken Schmerzen, dem möglichen Infektionsrisiko oder aufwendigen Operationen, kann auch die Psyche des Opfers leiden. Darüber hinaus liegt bei einem Beißvorfall der Tatbestand einer Körperverletzung vor, bzw. Sachbeschädigung, wenn ein anderer Hund gebissen wurde.