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Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung

Dieser Artikel wurde von TOBALIE in Zusammenarbeit mit Nathalie Sari - Tiertraining & Verhaltensberatung verfasst.

Die völlige Erblindung unseres besten Freundes, stellt zweifelsfrei eine Herausforderung für Mensch und Tier dar. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es viele Tipps und Tricks gibt, mit denen man dem blinden Hund unter die Pfoten greifen kann. Falls du also selbst davon betroffen bist, habe Mut. Ein blinder Hund kann fast ein ganz normales, artgerechtes und vor allem glückliches Leben führen, egal ob dein Liebling erst mit der Zeit zur Gänze erblindet oder von Geburt an blind ist.

Sei dir auch bewusst, dass der Hund mit Blindheit bedeutend besser umgehen kann als wir Menschen. Für den Hund steht der Sehsinn erst an dritter Stelle der Sinneswahrnehmung, hingegen steht für uns Menschen der Sehsinn an erster Stelle. Für unsere haarigen Vierbeiner stellt der Geruchssinn und das Gehör einen wesentlich relevanteren Sinn dar.  Und man kann, im Vergleich zum Menschen, auch davon ausgehen, dass wenn ein Sinn zur Wahrnehmung wegfällt, sich die anderen Sinne verstärken. Sei also nicht verzweifelt, die meisten Hunde können sich nach anfänglicher Desorientierung sehr gut an die Situation anpassen und erfreuen sich weiterhin am Hundeleben.

Wie schlimm ist es für den Hund blind zu sein?

Warum ein Hund erblindet, kann verschiedene Ursachen haben, die in erster Linie fachärztlich abgeklärt werden müssen. Das heißt, wenn du merkst, dass sich das Verhalten deines Hundes in irgendeiner Weise ändert, suche eine/n Tierarzt/Tierärztin auf und lasse deinen Hund untersuchen.

Wie der Hund auf die eintretende Erblindung reagiert, ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Es gibt Vierbeiner, die die Situation mit Leichtigkeit nehmen, andere wirken schon fast depressiv. Ganz wichtig ist jedoch, dass du dein Verhalten ihm gegenüber nicht grundlegend ändern solltest, da zum Beispiel überfürsorgliches Verhalten vom Hund falsch interpretiert werden kann. Gib ihm das Gefühl von Sicherheit, denn das benötigt dein Liebling jetzt am meisten und habe auf jeden Fall Geduld. Es ist für euch beide eine enorme Umstellung.

Die gute Nachricht: Die meisten Hunde gehen gut mit der Blindheit um und finden sich schnell zurecht.

Wie gehe ich mit einem blinden Hund um?

  • Sprich mit deinem Hund vermehrt, das gibt ihm Sicherheit. Musik und Geräusche können beruhigend wirken.
  • Wenn du ihn anfassen möchtest, gib ihm vorab ein akustisches Signal (egal ob du „Achtung“ sagst oder zum Beispiel mit der Zunge schnalzt, denn sonst erschreckt er möglicherweise.
  • Suche vermehrt den Körperkontakt, intensive Fellpflege oder ausgiebiges Kuscheln können ihn in Sicherheit wiegen.
  • Halte dich an strikte Abläufe, ein blinder Hund braucht Routine, um besser im Alltag klar zu kommen.
  • Auch ein blinder Hund möchte beschäftigt werden. Schnüffelspiele sind hier ganz hoch im Kurs.
  • Wenn du einen kleinen Hund hast, mach nicht den Fehler und trage ihn überall hin. Er muss die Welt selbst erkunden.
  • Und vor allem, bestrafe ihn nicht, wenn er mal etwas unabsichtlich umwirft.
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Wie kann ich einen blinden Hund Zuhause unterstützen?

Anfänglich wird dein blinder Freund noch an Möbeln und Wänden anstoßen. Das sieht schlimmer aus, als es ist. Mit der Zeit wird er aber ein Gespür dafür bekommen, wo sich was befindet. Deshalb ist es ratsam, nichts in seinem Umfeld zu verändern.

  • Verstelle keine Möbel, Futter- oder Schlafplätze und lasse keine Sachen mitten im Raum liegen.
  • Tischkanten kannst du zum Beispiel mit einem Eckschutz versehen.
  • Treppen kannst du mit einem Schutzgitter ausstatten.
  • Poolnudeln oder Schaumstoffmatten eignen sich gut, um Ecken und Wänden oder Türrahmen sicherer zu machen.
  • Du kannst auch mit verschiedenen Untergründen, wie Teppichen, glatte Matten etc., arbeiten, der Hund erkennt dann mit seinem Tastsinn wo er sich befindet.
  • Seine Lieblingsplätze kannst du auch mit Duftölen präparieren. (Achte darauf nur einen winzigen Tropfen zu verwenden, denn dein Hund riecht sehr viel besser als du. Welcher Duft für dein Tier am angenehmsten ist muss man ausprobieren.)
  • Wenn dein blinder Hund mal allein sein muss, kannst du beispielsweise den Radio anmachen.
  • Auch zu Hause möchte dein Liebling beschäftigt werden. Du kannst ihm zum Beispiel Leckerli verstecken und zum Suchen animieren. Oder du kaufst einen Futterball.

Tipps und Tricks für unterwegs

Auch ein blinder Hund muss stets in Bewegung bleiben. Der tägliche Spaziergang wird sich zwar etwas anders gestalten, darf aber auf keinen Fall zu kurz kommen.

  • Vor allem am Anfang ist es ratsam vertraute Wege zu gehen.
  • An einem Brustgeschirr mit Griff kannst du ihn im Notfall führen.
  • Lass ihn an der Leine, so kannst du ihn führen. Je kürzer die Leine, desto sicherer wird er sich fühlen.
  • Wenn sich andere Hunde nähern, gib ihm ein Zeichen indem du ein bestimmtes Wort sagst, zum Beispiel „Achtung Hund“.
  • Kennzeichne deinen Hund mit einer Blindenplakette, um andere Hundehalterinnen zu informieren. Ein erblindeter Hund kann nämlich die Körpersprache der anderen Hunde nicht deuten und das kann zu Missverständnissen führen. Aber auch ein blinder Hund braucht den Kontakt zu anderen Hunden.
  • Sprich generell viel mit ihm, deine Stimme hilft ihm bei der Orientierung.
  • Bei jeder Erhebung ziehe die Leine leicht in die Höhe, damit kannst du ihm zu verstehen geben, wann beispielsweise eine Stufe kommt.
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Fazit

Wie du siehst, gibt es viele Tipps und Tricks, die dir und deinem blinden Liebling das Leben erleichtern können. Genau wie sehende Hunde, sind sie durchaus in der Lage ein erfülltes Hundeleben zu haben. Also denke stets daran, die Erblindung deines besten Freundes ist kein Grund zur Verzweiflung, es bringt euch vielleicht sogar näher zusammen. Also auf in einen neuen Lebensabschnitt.